Wernher von Braun als Namenspatron:Schande für die Schule

Dass das Wernher-von-Braun-Gymnasium in Friedberg bei Augsburg bis heute immer noch nach einem NSDAP-Mitglied und SS-Sturmbannführer benannt ist, ist schon Blamage genug. Doch dass sich die Schulleitung lange gegen eine Umbenennung sträubte, grenzt an einen Skandal, in dessen Strudel auch der bayerische Kultusminister geraten ist.

Ein Kommentar von Stefan Mayr

Muss in Deutschland tatsächlich noch diskutiert werden, ob ein NSDAP-Mitglied, ein SS-Sturmbannführer und ein Karrierist, der für seinen persönlichen Erfolg buchstäblich über Leichen ging, als Patron einer Schule geeignet ist? Nein, eigentlich dürfte es eine derartige Debatte schon seit Jahrzehnten nicht mehr geben. Am Wernher-von-Braun-Gymnasium in Friedberg bei Augsburg wurde sie allerdings geführt - mit offenem Ausgang. Dieses Schauspiel ist eines bayerischen Gymnasiums unwürdig und Bildungsminister Ludwig Spaenle (CSU) hat diesem Treiben viel zu lange tatenlos zugesehen.

Die Schulleitung hat nun zwar nach jahrelangem Widerstand und erst auf Druck von außen angekündigt, den Namen abzulegen. Allerdings macht die Erklärung des Rektors die Sache nur noch schlimmer: Er lässt durchblicken, dass er vielleicht das Etikett ändert, aber nicht seine Meinung. Denn ein Wort der Distanzierung von Brauns Tun fand er auch diesmal nicht. Damit ist trotz der Umbenennung zu befürchten: Den Schülern wird auch künftig nicht klar gemacht, warum dieser Name untragbar ist. Stattdessen wird ihnen wohl weiterhin vermittelt: Was sind ein paar tausend Tote, wenn man sich dafür als Raumfahrtpionier unsterblich machen kann? Diese Gesinnung kommunizierten Schüler und Lehrer vor der TV-Kamera. Das ist eine Verhöhnung aller Opfer des NS-Regimes und darf in Bayerns Klassenzimmer keinen Platz haben.

Spaenle hätte viel früher ein Machtwort sprechen müssen. Aber statt eine schnelle Umbenennung herbeizuführen, gab er sich mit einer Pseudolösung zufrieden: jener "Leitbilddiskussion" über ein Thema, das ohnehin nicht diskutabel ist. Ein verheerendes Signal. Dabei brauchen Schüler und Öffentlichkeit jetzt eine andere, klare Ansage: Lehrer, die sich nicht von Braun distanzieren, sollten keinen Jugendlichen unterrichten - und erst recht keine Schule leiten. Spaenle muss dies klarstellen. Und das nicht erst nach dieser überflüssigen "Leitbilddiskussion".

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