Weihnachtszeit:Der Adventsfriede in Bayern ist erheblich gestört

Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt

Gemütlich eine Tasse Glühwein trinken und fröhlich sein: Das klappt in Bayern derzeit nicht überall.

(Foto: dpa)

Von wegen stade Zeit: Auf einigen Christkindlmärkten brennt die Luft. Das liegt an einem Jagertee-Verbot, einem gefällten Baum und einer singenden Fürstin.

Kolumne von Andreas Glas

Die Weihnachtszeit ist die Zeit der Rückblicke und wer zurückblickt auf die immer noch junge Christkindlmarkt-Saison, der stellt fest, dass der weihnachtlich-bayerische Marktfrieden empfindlich gestört ist.

Angefangen hat es mit einem Brennen in den Augen - ausgelöst durch einen grellrosafarbenen Flamingo auf dem Schlossbalkon des Weihnachtsmarktes im Haus Thurn und Taxis. Was die brennenden, farbengeblendeten Augen nicht sehen konnten: Es war kein Flamingo, es war die selbsternannte Fürstin Gloria, die in einem toten Tier steckte, dessen Pelz in den Farbtopf getunkt wurde, bevor das Tier unter die Nähmaschine kam. Unter die Nähmaschine kamen dann auch die Ohrwaschl der Marktbesucher, als die selbsternannte Rockröhre ihr jährliches "OOOOOOH, DUUU FRÖÖÖÖHLICHÄÄÄÄ!", nun ja, "sang".

Mit einem fürstlichen Tinnitus verlassen wir nun Regensburg und schauen auf einen weiteren Brennpunkt des gestörten Marktfriedens: den Straubinger Christkindlmarkt. Vergangenes Jahr brannte in Straubing das Rathaus, diesmal brennt sprichwörtlich der Baum. Weil: Die Stadt hat eine Fichte aus einem städtischen Park umgelegt, die jetzt als Christbaum am Christkindlmarkt steht. Für vier mickrige Marktwochen eine alte Fichte aus dem Stadtpark zu töten, "das geht gar nicht", findet ein SPD-Stadtrat - und hat ein derartiges Politikum ausgelöst, dass in Straubing von vorweihnachtlichem Frieden keine Rede mehr sein kann.

Dritter Brennpunkt: Ingolstadt. Dort ist die Wut der Standlbetreiber am Viktualienmarkt entbrannt, weil sie keinen Jagertee verkaufen dürfen, die Christkindlmarkt-Standler gleich nebenan aber schon. Ein brutaler Wettbewerbsnachteil in der Jagertee-Hochzeit, finden die Standlbesitzer am Viktualienmarkt - und befinden sich jetzt im Krieg mit dem Oberbürgermeister.

Fazit des vorzeitigen Rückblicks: Es brennen erst zwei Lichtlein, aber es gibt schon drei Brennpunkte auf der Landkarte des weihnachtlich-bayerischen Marktfriedens. Zum Glück gibt es Mittel gegen die Tristesse: viel Jagertee und dann gemeinsam besinnliche Lieder singen. Also, alle zusammen: "OOOOOOH, DUUU FRÖÖÖÖHLICHÄÄÄÄ!"

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