Weihnachtspredigten:Bischöfe rufen zu mehr Mitgefühl mit Flüchtlingen auf

Kardinal Reinhard Marx

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, mahnt mehr Mitmenschlichkeit und Solidarität mit Flüchtlingen und Asylbewerbern.

(Foto: dpa)

Innehalten, Umdenken und Rückbesinnung auf den Grundgedanken der christlichen Nächstenliebe - dazu haben Bayerns Bischöfe in ihren Weihnachtspredigten aufgerufen. Vor allem aber mahnten sie mehr Mitgefühl mit den Flüchtlingen in aller Welt an.

In ihren Weihnachtspredigten haben Bayerns Bischöfe zu mehr Mitmenschlichkeit, zu mehr Verantwortungsbewusstsein und zu mehr Solidarität mit Flüchtlingen und Asylbewerbern aufgerufen. Mit deutlichen Worten mahnte der Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx mehr Mitgefühl mit den Flüchtlingen in aller Welt an.

Die christliche Botschaft der Nächstenliebe müsse achtsam machen "für die Verletzungen und Wunden, für die Armen und für jene, die, wie es Papst Franziskus ausdrückt, an der Grenze leben", sagte Marx am Heiligen Abend bei der Christmette in der Münchner Frauenkirche. "Und dann können wir nicht mehr wegschauen, wenn mehr als 45 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht sind", sagte der Kardinal, der auch Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz Bayerns ist, nach Angaben des Ordinariats.

"Endloses Leid kennzeichnet unsere heutige Welt", betonte auch der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann am ersten Weihnachtstag. "Menschen sind wegen Krieg, Ausbeutung und Hunger als Flüchtlinge heimatlos geworden, sind auf der Flucht unterwegs", sagte Hofmann im Würzburger Kiliansdom. Diese Menschen bräuchten die Solidarität der Christen.

Wer eine Asylbewerber-Unterkunft in Deutschland besuche, könne hautnah das Elend der Flüchtlinge kennenlernen, "die oft traumatisiert, entwurzelt und hilflos bei uns Schutz und einen neuen Lebensanfang suchen". Auch die Kirche engagiere sich für Asylsuchende, sagte Würzburgs katholischer Oberhirte. "Aber es bleibt noch viel zu tun!" In der nächtlichen Christmette am Heiligen Abend hatte Hofmann eine Rückbesinnung auf den Grundgedanken der christlichen Nächstenliebe gefordert. Es komme darauf an, "die Weihnachtsbotschaft an sich heran zu lassen, aus ihr heraus zu leben und das Leben im eigenen Umfeld entsprechend zu gestalten".

Das Weihnachtsfest muss nach Ansicht des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick als Einladung zum Innehalten, zu Bescheidenheit sowie Solidarität und zu einem alternativen Lebensstil verstanden werden. "Weihnachten lädt zum Umdenken ein, zu einem Leben, das Zukunft hat und Zukunft bereitet", sagte der katholische Oberhirte am Heiligen Abend im Bamberger Dom.

Seit Jahrhunderten sei Weihnachten ein "Stachel im Fleisch" der Menschen, der immer wieder zum wahren Leben auffordere. "Weihnachten lehrt uns, dass in Solidarität und Gemeinsinn Zukunft liegt", erklärte Erzbischof Schick in seiner Weihnachtspredigt und mahnte: "Wir brauchen mehr Solidaritätswachstum als Wirtschaftswachstum...Und wir brauchen Bescheidenheitswachstum gegen zunehmende Habgier."

Bayerns evangelischer Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm rief zu mehr Verantwortungsbewusstsein in der gesamten Gesellschaft auf. Verantwortliches Handeln sei im privaten wie im öffentlichen Bereich nötig, betonte der protestantische Oberhirte am ersten Weihnachtstag in der Münchner St. Matthäus-Kirche. Vor allem im Bankenwesen sei ein nachhaltiger Kulturwandel notwendig. Denn in den vergangenen Jahren sei deutlich geworden, wie viel Schaden ein unregulierter Finanzmarkt anrichten könne - insbesondere bei denen, "die am wenigsten zu seiner Verursachung beigetragen haben", sagte der Landesbischof nach Angaben des Landeskirchenamtes. Die Bemühungen um die Bankenregulierung würden dann Erfolg haben, "wenn sie wirklich dazu helfen, das Geld wieder in den Dienst der Menschen zu stellen anstatt die Geldvermehrung zum Selbstzweck zu machen".

Bayreuths evangelische Regionalbischöfin Dorothea Greiner sprach sich für eine menschlichere Asylgesetzgebung aus. Gesetzlich sei gegen eine Abschiebung von Asylbewerbern oft nichts einzuwenden, aber im Einzelfall werde dabei etwa auf ein traumatisiertes Kind keine Rücksicht genommen, sagte die Regionalbischöfin am ersten Weihnachtstag in der Bayreuther Spitalkirche. Deshalb stelle sich die Frage, ob alle, die mit der Anwendung der Asylgesetze zu tun haben, wirklich "nach den Spielräumen der Liebe" suchten. Das sei leider nicht der Fall.

Auch der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke rief die Christen zu mehr Solidarität mit Menschen in Not auf. "Für Christen besteht Weihnachten nicht primär im Gesang schöner Lieder oder dem Austausch von Geschenken, sondern im Hinsehen auf die Not der Menschen, etwa von Flüchtlingen oder Asylbewerbern", sagte der katholische Oberhirte am ersten Weihnachtstag im Eichstätter Dom. Der christliche Glaube sei seinem Kern nach ein Einspruch "gegen die Unkultur des Wegschauens".

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