Weihnachtsfeier:Wie die CSU den "Harmonieterror" zelebriert

Plenarsitzung im bayerischen Landtag

Noch-Ministerpräsident Horst Seehofer im bayerischen Landtag.

(Foto: dpa)

Das Fest der Liebe steht bevor: Bei Franz Josef Strauß hat das eher Grauen ausgelöst, doch bei den Streithanseln der vorigen Wochen hat sich der plötzliche Vorweihnachtsfrieden ausgebreitet.

Kolumne von Wolfgang Wittl

Angeblich sind CSU-Abgeordnete zuletzt nach Fraktionssitzungen immer wieder mit einem bösen Kater aufgewacht. Auch am Donnerstag hatte mancher offenbar Kopfbrummen. Schuld waren diesmal aber keine personellen Winkelzüge, sondern ein veritables Fest. Die CSU-Fraktion hatte am Abend vorher Vorweihnacht gefeiert, und anders als früher legte sich der Friede wie eine warme Daunendecke auf die Streithansel der vorigen Wochen.

Bis spät in die Nacht saßen die CSU-Leute zusammen. Serviert wurden Rinderfilet, Weißburgunder und jede Menge Harmoniesoße. Markus Söder und Joachim Herrmann etwa, die sich zwei Tage vorher fast eine Kampfabstimmung um das Ministerpräsidentenamt geliefert hätten, plauderten einträchtig am selben Tisch. Horst Seehofer speiste in Gesellschaft von Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Fraktionschef Thomas Kreuzer und Vertretern der Kirche ("Ich brauchte aber nicht deren Hilfe"). Sogar Lieder wurden gemeinsam gesungen.

So versöhnlich ging es am Donnerstag weiter. Als größter Aufreger blieb festzuhalten, dass in der Landtagsweihnachtskrippe nicht nur Schafe, Ochs' und Esel und Hund standen, sondern davor eine lebensgroße Kunststoff-Sau des Bauernverbandes, die aus Pietätsgründen rasch entfernt werden musste. Der Bauernverband revanchierte sich mit allerlei Leckereien und schaffte es sogar, CSU-Spitzenkräfte auf ein Foto zu bekommen, die sich zuletzt nicht einmal mit dem Rücken angesehen hatten.

Auf der einen Seite Ilse Aigner und Barbara Stamm, auf der anderen Söders Staatssekretär Albert Füracker. Und da sich alle plötzlich so lieb haben, reckten sie noch feierlich Plätzchen in Herzform in die Kamera. Auch Horst Seehofer sinnierte da tief berührt: Es gebe für jeden Menschen Weggabelungen im Leben, er habe sich nun "für Konsens und Frieden in der Partei" entschieden. Hach.

Was wohl Franz Josef Strauß zu all dem gesagt hätte? Er sprach gerne vom "Harmonieterror", den er aus tiefster Seele verachtete. Es muss ja nicht gleich immer so zugehen wie bei der legendären Weihnachtsfeier vor fünf Jahren zwischen Seehofer und Söder ("Schmutzeleien"). Aber ein bisschen darf die CSU schon noch sie selbst bleiben.

Plenarsitzung im bayerischen Landtag

So ein strahlendes Lächeln hat Horst Seehofer zuletzt nicht immer zugeworfen bekommen von seinen Parteifreunden, aber Melanie Huml gehört grundsätzlich zu den freundlicheren Personen in der CSU. Nun aber zeigt die Gesundheitsministerin auch die Zähne: Die Oberfränkin möchte auf dem CSU-Parteitag Ende nächster Woche als stellvertretende Parteichefin antreten. Damit steht sie in Konkurrenz zur Unterfränkin Dorothee Bär, die sich ebenfalls um die Nachfolge von Barbara Stamm bewirbt.

Leidtragender könnte womöglich ein Mittelfranke werden: Sollte die Partei in einer Sammelabstimmung wählen, bleibt der Kandidat mit den wenigsten Stimmen auf der Strecke. Das könnte Landwirtschaftsminister Christian Schmidt sein. Die Wiederwahl der weiteren Vizes Kurt Gribl, Angelika Niebler und Manfred Weber gilt in der Partei als sicher. Auch Seehofer tritt wieder als CSU-Chef an.

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