Weiden:Putzfrau scheuert Fußball-Autogramme weg

Neuer? Guardiola? Klopp? Die Reinigungskraft hielt die Namen im Weidener Vereinsheim für das Geschmiere von Lausbuben.

Kolumne von Andreas Glas

Die Versuchung ist jetzt natürlich groß, der Putzfrau die Schuld zuzuschieben. Die Dame hatte Dienst in einem Sportheim in Weiden, als sie die Schmierereien auf dem verspiegelten Vereinswappen an der Wand des Sportheims entdeckte. Ein Lausbubenstreich, ganz klar.

Die Putzfrau tat, was eine tüchtige Putzfrau tun muss. Sie griff zum Fensterleder und fing an zu schrubben. Sie muss sehr lange und sehr ehrgeizig geschrubbt haben, denn die Schmierfinken hatten diese dicken, wasserfesten Filzstifte benutzt, die zum Beispiel Fußballstars benutzen, wenn sie Autogramme geben.

Es gibt ein paar Klugscheißer, die behaupten, die Dame hätte merken müssen, dass es tatsächlich Fußballstars waren, die mit diesen dicken, wasserfesten Filzstiften ihre Autogramme auf das Vereinswappen geschrieben hatten: Neuer, Klopp, Guardiola. Eben die großen Namen, die in den vergangenen Jahren für ein Test- oder Pokalspiel bei der kleinen Spielvereinigung Weiden vorbeigeschaut hatten.

Dabei ist diese Klugscheißerei der falsche Ansatz. Man muss den Fehler bei den Fußballstars suchen, die ihre Unterschriften so unmotiviert hinrotzen, dass sie hinterher nicht mehr als Unterschriften zu erkennen sind. Zum Beispiel Guardiola, dessen Autogramm besteht aus einem Strich und zwei gekritzelten Buchstaben: "Gu".

Klar, dass sich jetzt manche erinnert fühlen an die Rentnerin, die kürzlich im Neuen Museum in Nürnberg ein Kunstwerk in Form eines Kreuzworträtsels mit Kugelschreiber ausfüllte. Oder an die Putzfrau, die Ende der Achtziger die "Fettecke" des Künstlers Joseph Beuys von der Decke der Düsseldorfer Kunstakademie wischte. Mit Kunst hat das Fußballer-Gekritzel zwar nichts zu tun, aber einen nostalgischen Wert hatten die Autogramme natürlich trotzdem für die Spielvereinigung Weiden.

Vielleicht lohnt sich für die Spielvereinigung ja ein Anruf bei Peter Kupferschmidt, der in den Sechzigerjahren beim FC Bayern kickte und dort als Ghostwriter für die Kollegen Müller, Maier und Beckenbauer einsprang, wenn die mal wieder keinen Bock hatten, stapelweise Autogrammkarten zu unterschreiben. So ein hingerotztes "Gu" wäre für Peter Kupferschmidt ein Kinderspiel.

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