Wechsel von Fußballstar Neymar:"Kir Royal" live in Katar

Lesezeit: 1 min

Scheich Tamim Bin Hamad Al Thani ist das Staatsoberhaupt des Emirats Katar. (Foto: Maja Hitij/dpa)

Die Herrscherfamilie des Emirs von Katar hält es beim Einkaufen wie Helmut Dietls Kunstfigur Heinrich Haffenloher - egal, ob es um Fußballer wie Neymar oder Edelsteine geht.

Kolumne von Hans Kratzer

Die Herrscherfamilie von Katar ist nicht zu beneiden. Auf einem Riesenhaufen Geld sitzend, hat sie sich jetzt aus lauter Überdruss einen Fußballer aus Brasilien gekauft. Der schlägt beim Dribbling komische Haken, trotzdem haben die Kataris 222 Millionen Euro für ihn hingelegt. Kritiker vermuten, die Scheichs seien vor dem Kauf von der wilden Sau gebissen worden.

Vernünftiger klingt folgende Erklärung: Der Emir wird beim Zappen auf die TV-Serie "Kir Royal" gestoßen sein, die mitten in München spielt. In einer Szene sagt der Generaldirektor Heinrich Haffenloher zum Reporter Schimmerlos: "Ich kauf dich einfach. Ich scheiß dich sowas von zu mit meinem Geld, dass du keine ruhige Minute mehr hast."

Paris Saint-Germain
:Neymar - der Traumstifter von Paris

Der Brasilianer landet mit viel Grandeur bei PSG und soll große Sehnsüchte erfüllen. In Barcelona liegen nun 222 Millionen Euro - die den Transfermarkt in den Wahnsinn treiben dürften.

Von Oliver Meiler

So klingen Sätze von zeitloser Würde, sie könnten sogar die Neugierde des Emirs geweckt haben. Immerhin setzte er sofort in die Tat um, was Haffenloher im Film nur angedroht hat. Einfach jemanden mit Geld zuscheißen. Das hat seit Dagobert Duck kein Reicher gewagt.

Früher haben die Herrscher von Katar ihr Geld sinnvoller verprasst. Der Emir hat sich zum Beispiel einen eigenen Riesen-Airbus genehmigt, der in wenigen Stunden das Bruderland Bayern erreicht. Beim nächsten Besuch wäre es schön, wenn der Emir ein kleines, bläulich schimmerndes Mitbringsel im Gepäck hätte, genauer gesagt jenen Edelstein, der lange Zeit "Blauer Wittelsbacher" hieß und einst die bayerische Königskrone zierte. Dass in ihm die Seele Bayerns ruht, wusste früher jedes Kind. Den Emir tangierte das nicht, für 80 Millionen Euro wanderte die bayerische Ikone in seinen Tresor.

Leider hat ein geldgieriger Londoner Juwelier den Stein vor dem Verkauf umgeschliffen. Es war ein Akt der Barbarei, als hätte man dem brasilianischen Fußballer vor seinem Wechsel die Unterschenkel amputiert. Für einen Ballspieler dreimal so viel Geld auszugeben wie für diesen Diamanten, ist trotzdem eine Schande, das hätte nicht einmal der Haffenloher gewagt.

Es wird höchste Zeit, dass die Staatsregierung dem Emir den Stein, von dem er nichts versteht, wieder abkauft. Auch in Bayern gibt es viele gute Fußballer, da kann er ruhig einen haben. 80 Millionen - für den kleinen Zeh vom Ribéry reicht das allemal.

© SZ vom 07.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusNeymar und der 222-Millionen-Transfer
:Der Posterboy des Emirs

Hinter dem Neymar-Deal steht Katar und sein schwerreicher Herrscher, der Scheich. Ob sich der Transfer zu Paris Saint-Germain für 222 Millionen finanziell überhaupt lohnt, ist für ihn zweitrangig.

Von Oliver Meiler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: