Webadresse .bayern:Heimat rechts vom Punkt

Bayern Domain

Das Kleine im Großen: Mit .bayern kann jetzt jeder im Netz seine Webadresse enden lassen.

(Foto: Alden/Bearbeitet: SZ)

Apple, Twitter, Erdinger und Audi: Sie alle haben schon reserviert. Statt .de kann ab sofort jeder seine Webseite auf .bayern enden lassen. Die Landesregierung freut es - sie verdient daran kräftig mit.

Von Dario Nassal

Für Markus Söder ist die Sache klar. "Wenn Berlin das macht, wäre es abenteuerlich gewesen, wenn wir das nicht gemacht hätten", sagt der Finanzminister und grinst zufrieden. Laptop und Lederhosen, Kuhstall und Hightech. "Bayern ist eine Marke, Made in Bavaria - das kennt jeder", sagt er. Im Internet hat der Freistaat - ebenso wie Berlin - von sofort an jedenfalls eine neue Heimat gefunden. Neben .de oder .com kann in der Adresszeile eines jeden Browsers jetzt auch .bayern stehen.

Für Caspar von Veltheim ist das ein großer Erfolg. Fünf lange Jahre hat der 34-jährige Jung-Unternehmer für die Bayern-Domain gekämpft. Mit seinem US-amerikanischen Kollegen Antony van Couvering hat er eigens zu diesem Zweck die Firma Bayern Connect gegründet. Die beiden haben sich gegen Mitbewerber durchgesetzt. Zunächst in einer Ausschreibung der bayrischen Landesregierung, dann bei der amerikanischen Internet-Registrierungsbehörde Icann. Nun ist klar: Die neue Top-Level-Domain geht online, jedermann - ob geschäftlich oder privat - kann seine Homepage statt unter .de nun auch unter .bayern anmelden. Die offizielle Vergabe startet an diesem Dienstag Punkt zwölf.

"Das ist eine einzigartige Chance für die Region", sagt Finanzminister Markus Söder. Auch im Internet könne man nun mit dem Standort Bayern punkten. Söder war am Projekt persönlich beteiligt. Im April dieses Jahres hat der Finanzminister noch bei Icann in Los Angeles vorgesprochen. Jetzt sitzt Söder vor einem Mikrofon auf der Pressekonferenz und wirkt sichtlich entspannt. Denn: Durch die neue Domain könnte einiges in die Staatskasse der Landesregierung fließen.

Wer .bayern anmeldet, zahlt zwischen 30 und 60 Euro - abhängig vom Internet-Anbieter. Die Landesregierung ist an den Gewinnen beteiligt, nicht aber an möglichen Verlusten. Die müssten die Jung-Unternehmer selbst zahlen. Wie hoch die Beteiligung der Regierung ist, will Söder nicht verraten. "Geschäftsgeheimnis", sagt der Minister nur.

Hier ist Bayern, wie's im Buche steht

Apple und Twitter, Erdinger und Audi - schon vor der offiziellen Vergabe haben einige Unternehmen eine .bayern-Adresse reserviert. MyMüsli ist eines davon. Wer mit dem Fahrrad ein paar Minuten aus Passau herausfährt, der kommt vorbei an grünen Wiesen und Wäldern, sieht sanfte Hügel und weite Felder. Hier ist Bayern, wie's im Buche steht. Hier produziert MyMüsli. So beschreibt es zumindest Max Wittrock, der Geschäftsführer.

"Hier hat unsere Geschichte angefangen - und hier fühlen wir uns als Unternehmen zu Hause", sagt Wittrock. Er weiß aber auch: Nicht für jeden Müsli-Esser ist der Standort Bayern wichtig. Viele wollten einfach nur Bio-Müsli. Die neue Domain will Wittrock deshalb als thematischen Einstieg nutzen, "wenn sich jemand konkret für unseren Standort oder unsere lokale Wertschöpfungskette interessiert." Es gibt also eine extra Seite für Bayern-Fans unter .bayern, während die Seite unter .com bleibt wie gehabt.

Auch Dallmayr hat sich vorregistrieren lassen

Mit Slogans wie "Über der Bayern-Domain geht am weiß-blauen Himmel die Sonne auf" wurde in den vergangen Monaten für die neue Endung geworben. Von einem "Stückchen Unabhängigkeit im Internet" war die Rede. Sunny Randlkofer sieht das ein bisschen weniger pathetisch: "Ach, für uns geht es vielmehr um den regionalen Bezug zu unserer Marke", sagt die Sprecherin von Dallmayr. Im Delikatessenhandel und in ihrer Gastronomie sei die Region Bayern wichtig - gerade die regionalen Produkte im Sortiment. Auch Dallmayr hat sich die Bayern-Domain vorregistrieren lassen. Einfach "um alle Optionen zu haben. Welchen Nutzen es bringt, wird sich noch herausstellen", so Randlkofer.

.bayern ist nur eine von vielen Top-Level-Domains, die in naher Zukunft im Netz zu finden sein werden. Neben .berlin, .hamburg und .nrw geht es auch um Allerweltsbegriffe wie .music oder .auto. Denn die Icann hat sich entschieden, den Platz rechts vom Punkt freizugeben. Das hat vor allem praktische Gründe. Markus Eggensperger bemüht den Bierzelt-Vergleich. "Das Internet ist wie das Oktoberfest. Es ist alles voll und trotzdem will jeder ins Zelt", sagt das Vorstandsmitglied der United Domains AG am Montag. Allein unter .de sind bereits 15 Millionen Adressen vergeben. Für neue Namen bleibt da wenig Platz. Die neue Endung sei, "als würde man auf der überfüllten Wiesn ein neues Zelt aufmachen", sagt Eggensperger.

So weit, so logisch. Unklar ist allerdings, wie sehr die neue Domain Einfluss auf das Ergebnis von Suchmaschinen nehmen wird. Schon jetzt spielen Standorte von Unternehmen für die Rankings eine große Rolle. Allerdings lassen sich Firmen wie Google ungern auf die Finger schauen. Ob und wie stark .bayern in deren Bewertung mithineinspielen wird, bleibt abzuwarten. Für Ulrich Brandl, Präsident des deutschen Hotel- und Gaststätten Verbandes, steht jedenfalls fest: "Die Endung .bayern war längst überfällig!" Und nicht nur, weil Bayern gerade für den Tourismus als wertvolle Marke gelte. Vor allem auch weil viele Seiten, wie die des bayrischen Tourismusverbandes, in der Vergangenheit mangels einer besseren Alternative die Endung .by benutzt haben. Das ist allerdings die offizielle Internetkennung für Weißrussland.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: