Wanderweg:Ab durch die Häcke

Wanderweg: SZ-Grafik

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Genusswandern in Unterfranken, das ist mehr als nur Schoppen hoppen. Es gibt entlang des Weges auch ein Kloster, Kirchen, Fachwerkhäuser - und Blutwurst

Das wichtigste Utensil bei der Wanderung entlang der fränkischen "Roten" ist nur sieben auf zehn Zentimeter groß, aus dünnem Papier und hat um die 40 Seiten: der Churfranken Weinkalender. Unverzichtbar, damit das Genusswandern auf dem Fränkische Rotwein Wanderweg keine trockene Angelegenheit wird. Der Weg beginnt in der Handballhochburg Großwallstadt und endet nach gut 70 Kilometern in der Weinhochburg Bürgstadt. Dabei führt er immer wieder in die Ortschaften zwischen den Weinlagen. Und damit der Wanderer weiß, wann wo gerade welche Weinfeste stattfinden oder welche Häckerwirtschaften in den Gütern geöffnet haben, braucht's den handlichen Weinkalender.

Wer eine "Häcke" entlang der Route besucht, könne - so heißt es in den örtlichen Gästeführern - seinen Schoppen zumeist in rustikal dekorativen oder individuell gestalteten Gasträumen zu sich nehmen. Bei ungezwungenem Plausch mit dem Tischnachbarn. Der "Wirt" könne bei jedem Tropfen erzählen, wie er von der Rebe ins Glas gewandert ist und von welcher Sau die Blutwurst, die auf den Tisch kommt, stammt. Viele Einheimische kaufen keinen Wein für daheim, sondern gehen lieber regelmäßig in Häckerwirtschaften. Viele kleine Betriebe am Untermain verkaufen auf diese Weise einen Großteil ihres Weins. Das ist gut so: Denn sie sind zu klein, um deutschlandweit zu vermarkten.

Der Wanderweg wird aber nicht nur wegen der kulinarischen Freuden gut angenommen, sondern auch wegen der schönen Landschaft und der herrlichen Ausblicke, die auf den sechs Etappen warten. An schönen Wochenenden sind hier Tagesausflügler aus dem Rhein-Main-Gebiet unterwegs. Viele Gruppen gehen den Weg in zwei, drei Tagen - mit Übernachtungen.

Zwischen Großwallstadt und Großostheim geht es vor allem durch Felder und Wälder, nur wenig durch die Weinberge. Dafür gibt es nach der Wendelinuskapelle in der Nähe des Pflaumheimer Schützenhauses einen tollen Ausblick über die Ebene - bei klarem Wetter bis zur Skyline von Frankfurt. Die zweite Etappe nach Elsenfeld führt von Großostheim am Hang der nördlichen Odenwaldausläufer entlang zurück an den Main. Zahlreiche Weingärten und steile Weinberge wechseln hier mit Waldwegen ab. Zwischen Elsenfeld und Erlenbach geht es durch das Tal der Elsava und über einige kleinere Höhen. Der Weg führt auch am alten Kloster Himmelthal vorbei. Den touristischen und optischen Höhepunkt bietet Etappe vier: Zwischen Erlenbach und Klingenberg geht es in die Weinterrassen. Am Wegesrand gibt es einen Kräutergarten, bei dem man sich nach Herzenslust bedienen darf, und einen kurzen Klettersteig. Vorher bietet sich allerdings in Erlenbach ein Abstecher zur Schiffswerft an - man darf aber nur über den Zaun schauen. Hinein darf man in die katholische Kirche St. Peter und Paul. Und kann die gelungene Symbiose von altem Sakralbau und Neubau bewundern. Am Ende dieses Abschnitts lohnt ein Rundgang durch die historischen Gassen von Klingenberg. Von dort geht es weiter an sonnenverwöhnten Weinhängen nach Großheubach. Mittelalterlich wird es dann beim Zieleinlauf: Miltenberg und Bürgstadt, die ineinander übergehen, punkten mit zahlreichen Fachwerkhäusern - teilweise sogar aus dem 14. Jahrhundert.

Und, für Weinfreunde besonders wichtig: In Bürgstadt betreibt die Marktgemeinde die Churfrankenvinothek. Hier können alle Weine der Güter entlang des Wanderweges gekauft werden.

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