Wald/Gunzenhausen:Das Erbe des Markgrafen

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Baron Falkenhausen wohnt im Schloss in Gunzenhausen

Von Markus Wolf, Wald/Gunzenhausen

Unter dem Blick seines Vorfahren blättert Tassilo Freiherr von Falkenhausen konzentriert in einem dicken Geschichtsbuch. Mit dem Zeigefinger fährt er den Stammbaum seiner Ahnen nach, murmelt vor sich hin. Dann und wann hält er inne und erzählt eine Anekdote aus dem Leben der Herrscher von Brandenburg-Ansbach. Leicht ist es nicht, bei den ganzen Namen und Daten den Überblick zu behalten.

Baron Falkenhausen hat damit kein Problem. Er kennt jeden seiner Vorfahren in- und auswendig. Natürlich auch den Berühmtesten, den "Wilden Markgrafen" von Brandenburg-Ansbach: Carl Wilhelm Friedrich. Sein Porträt hängt direkt über dem Esstisch im Speisezimmer des Schlosses Falkenhausen bei Gunzenhausen. Fast wie ein Museum wirkt das Schlösschen, mit all den Gemälden von Männern und Frauen mit Puderperücken, in preußischen Uniformen oder Ballkleidern. Doch der Schein trügt. Hier ist kein Museum, sondern der Wohnsitz von Baron Falkenhausen und seiner Frau Ursula. Der pensionierte Studiendirektor hat das Schlösschen und die umliegenden Gebäude als Nachfahre in der achten Generation geerbt. Ein großer Gewinn war das zunächst nicht, erzählt der 73-Jährige. Der Wind pfiff durch die Fenster, kalt war es, unbewohnbar im Winter, es gab keine Heizung.

Inzwischen ist das Vergangenheit. Freiherr von Falkenhausen steckte viel Zeit und Geld in die Restauration des Ensembles. Von den umliegenden Bauernhöfen holte er alte, gut erhaltene Dachziegel, um den Pavillons neben dem Schloss ein authentisches Aussehen zu verleihen. Über viele Jahre steckte er große Teile seines Gehalts in die Restaurierung der Gebäude. Später finanzierte er die Investitionen durch Mieteinnahmen. Dann konnte die Familie endlich ins Schloss einziehen.

Sein Erbe ist seine Leidenschaft - und Verpflichtung: "Ich kann ja nichts für meine Abstammung, das ist keine Leistung", sagt Baron Falkenhausen, "aber ich sehe es als meine Aufgabe an, das Erbe zu bewahren." Das gilt nicht nur für den ehemaligen Wohnsitz seiner Vorfahren. Freiherr von Falkenhausen liegt auch daran, seinen bekanntesten Ahnen "ins rechte Licht zu rücken", wie er sagt: Hohenzollernfürst Carl Wilhelm Friedrich war bekannt für seine Leidenschaft und sein Temperament. Das sei aber nur die eine Seite, sagt Baron Falkenhausen. Sein Vorfahre habe auch viel für die Region getan. Zahlreiche Kirchen und Schlösser zeugen davon. Seine Augen leuchten förmlich, wenn Falkenhausen davon erzählt. Oder von der Frau des "Wilden Markgrafen", der Schwester Friedrichs des Großen, mit der er zwei Kinder hatte. Seine Herzensdame war sie allerdings nicht: Das war Elisabeth Wünsch. Die vier Kinder, die er mit ihr zeugte, ließ er durch den Kaiser ins Adelsgeschlecht erheben und gab ihnen wegen seiner Leidenschaft für die Falknerei den Namen von Falkenhausen. Von ihnen stammt der Baron ab. Ein paar Generationen werden in jedem Fall noch dazukommen: Ein Sohn, zwei Töchter und vier Enkelkinder dürften dafür sorgen, dass im Schloss Falkenhausen die Nachfahren von Carl Wilhelm Friedrich leben.

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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