Waldbrand:Wer den Löscheinsatz am Jochberg bezahlen muss

  • Der Verdacht gegen zwei Männer aus München, die den Großbrand am Jochberg verursacht haben sollen, verdichtet sich.
  • Sollte sich der Verdacht bestätigen, müssten die beiden Wanderer womöglich für die Kosten des Löscheinsatzes aufkommen.
  • Wie ein Augenzeuge berichtet, könnten auch weitere Ausflügler für den Ausbruch des Feuers verantwortlich sein.

Von Claudia Koestler, Kochel am See

Noch immer glimmt das Feuer am Jochberg im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen über dem Walchensee. Den Flächenbrand zu löschen, ist nicht nur mühsam, sondern auch teuer. "Wir können genaue Zahlen zwar im Moment noch nicht eruieren, weil die Arbeiten ja noch andauern", sagte Landrat Josef Niedermaier am Montag.

"Wir gehen aber mindestens von mehreren Hunderttausend Euros aus", fügte er an. Weil der Landrat noch in der Nacht zum Sonntag den Katastrophenfall ausgerufen hatte, übernehme diese Kosten zunächst der Landkreis. "80 Prozent werden in einem solchen Fall dann vom Bayerischen Katastrophenschutzfonds erstattet, 20 Prozent verbleiben bei uns im Kreis", erklärte er.

Möglicherweise müssen aber auch die mutmaßlich Verantwortlichen für die Kosten aufkommen. Denn derweil verdichtet sich der Verdacht, dass zwei Münchner Bergtouristen den Großbrand verursacht haben könnten. Inzwischen ermittelt die Kripo Weilheim zusammen mit der Staatsanwaltschaft München II gegen einen 32-Jährigen und einen 36-Jährigen wegen fahrlässiger Brandstiftung. Das zunächst genannte, angebliche Notsignal habe sich nach ersten Ermittlungen nicht bestätigt.

Die Beamten gehen nun davon aus, dass die beiden Männer in der Nacht zum Sonntag ein Lagerfeuer auf dem Gipfel des Jochbergs entzündet hatten, das außer Kontrolle geriet. Bei dem Versuch, den Brand zu löschen, sei der jüngere Mann etwa 100 Meter tief in eine Schlucht gestürzt. Als die Rettungskräfte der Bergwacht den 32-Jährigen bargen, brannte der Wald unterhalb des Gipfels schon lichterloh.

Die These, dass das Feuer bereits vor dem Absturz des Bergsteigers außer Kontrolle war, wird unterstützt durch die Bilder einer Webcam, die gegenüber dem Jochberg auf dem Herzogstand montiert ist. Die Bilder aus der Silvesternacht belegen, dass es bereits zehn Minuten vor Mitternacht einen deutlichen Feuerschein am Jochberg gab - etwa 20 Minuten, bevor bei der Bergwacht der Notruf einging.

Möglich deshalb, dass die beiden Münchner die Kosten für den Löscheinsatz tragen müssen. "Wir werden natürlich Regressansprüche prüfen, das ist unsere Pflicht", sagte Landrat Niedermaier. Allerdings werde sich das wohl lange hinziehen. "Bevor wir Ansprüche erheben können, muss wahrscheinlich erst ein Gerichtsurteil fallen."

In den Verdacht, am Ausbruch des Feuers beteiligt zu sein, könnten allerdings noch weitere Ausflügler geraten. Ein Augenzeuge, dessen Name der Redaktion bekannt ist und der ebenfalls die Silvesternacht am Jochberg verbracht hat, erklärte, dass in der betreffenden Nacht "mindestens 40 Leute da oben waren". Manche von ihnen hätten seinen Angaben zufolge dort nicht nur gefeiert und das Feuerwerk im Tal beobachtet, sondern auch selbst "mit Böllern und Raketen geschossen".

Auch ein zweites Lagerfeuer habe er dort bemerkt.

Das aber ist am Jochberg strengstens untersagt. Der dortige Bergwald gilt zum Großteil als Schutzwald, der eine wichtige Funktion gegen Erosion, Lawinen und Muren innehat. Als solcher unterliege er Niedermaier zufolge denselben Regeln wie ein Naturschutzgebiet, offenes Feuer ist folglich strengstens verboten. Nach Angaben des Landratsamtes gehören die vom Feuer betroffenen Gebiete zum Teil privaten Eignern, zum Teil handle es sich um Staatsforst. Der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Staatsforsten, Martin Neumeyer, will deshalb am Dienstag die Schäden von einem gegenüberliegenden Hang aus in Augenschein nehmen.

Begleitet wird der Vorstandsvorsitzende vom Leiter des zuständigen Forstbetriebs Bad Tölz, Rudolf Plochmann, und dem verantwortlichen Kocheler Revierleiter Josef Ranz. Im Anschluss will Neumeyer zusammen mit dem Landrat und dem Bürgermeister von Kochel am See, Thomas Holz, über die Zukunft des betroffenen Berg- und Schutzwaldes am Jochberg informieren.

Unterdessen dauern die Löscharbeiten an. Zwar konnten die Rettungskräfte bereits am Sonntag das Großfeuer an einzelnen Stellen unter Kontrolle bringen. An die 300 000 Liter Wasser aus dem Walchensee wurden allein am ersten Einsatztag über den Flammen nördlich des Jochbergs abgelassen. Doch bis Montag glimmten in dem rund 100 Hektar großen Brandgebiet weiterhin hartnäckige Glutnester auf. Die B 11 bleibt bis zum Ende der Hubschraubereinsätze zwischen Kochel und Krün gesperrt. Auch die Flugverbotszone in einem Radius von fünf Kilometern rund um den Kesselberg hat bis auf Weiteres Bestand.

Die letzten Glutnester müssen von Hand gelöscht werden

Sieben Helikopter im Dauerbetrieb, dazu am Montag noch einmal mehr als 80 Rettungskräfte von Feuerwehr, Wasserwacht, Bergwacht, Bundespolizei und Bundeswehr. Es ist ein riesiger Einsatz, um den bislang "verheerendsten Flächenbrand im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen" zu löschen, wie Niedermaier sagte.

Auch wenn sich der Landrat am Montagnachmittag optimistisch gab, das Feuer bis zum Abend unter Kontrolle zu haben: Nach Angaben von Einsatzleiter und Kreisbrandrat Karl Murböck werden die Löscharbeiten wohl noch Tage andauern. Wenn die Helikopter ihre Einsätze beendet haben, muss Murböck voraussichtlich Rettungskräfte zu Fuß in das steile Gebiet schicken, um die letzten Glutnester aufzuspüren und von Hand zu löschen. Das bedeute laut Landratsamt "einen großen Personalaufwand für Bergwacht und Feuerwehr". Denn jeder Feuerwehrler müsse dabei einzeln durch einen Bergwachthelfer gesichert werden.

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