Vorbildlich:Auszeichnung für Klimaschutz

Kempten erhält als erste Stadt in Bayern den European Energy Award

Von Christian Rost, Kempten

Für ihr vorbildliches Klimaschutzkonzept ist Kempten als erste Stadt in Bayern mit dem "European Energy Award" in Gold ausgezeichnet worden. Die zweitgrößte Kommune in Schwaben, die seit sechs Jahren an einem europaweiten Programm für kommunale Energie- und Klimaschutzpolitik teilnimmt, hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 95 Prozent zu reduzieren. Eine ganze Reihe an Maßnahmen und Projekte sind bereits umgesetzt: Für Häuslebauer und auch Unternehmen gibt es eine kostenlose Energieberatung, die Radwege werden ausgebaut, und in diesem Jahr soll das Busnetz deutlich erweitert werden. Damit will die Stadt den Anteil des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) am Gesamtverkehr von sechs auf zwölf Prozent verdoppeln.

Bereits 1999 stellte Kempten einen eigenen Energiemanager ein, der sich um die energetische Optimierung und Sanierung der stätischen Gebäude kümmert. Seither sind die CO₂-Emissionen der insgesamt 73 Liegenschaften um 82 Prozent gesunken. Mittlerweile gibt es auch einen eigenen Klimaschutzmanager, der die Projekte vorantreibt. In diesem Jahr steht der Ausbau des ÖPNV an. Wie Bürgermeister Thomas Kiechle (CSU) berichtet, fahren die Busse künftig samstags so häufig wie an Werktagen. Und auch abends soll der Linienverkehr so angepasst werden, dass er für Berufstätige als echte Alternative zum Autofahren angesehen wird.

Der Klimaschutz zahlt sich für Kempten aus - in barer Münze. Bei den Kosten für Wärme, Wasser und Strom sparte die Kommune seit 2001 knapp neun Millionen Euro ein. Dazu trug beispielsweise die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf sparsame LED-Lampen bei, und auch der Ausbau der Fernwärmeversorgung wirkte sich auf die Bilanz positiv aus. Des Geldes wegen engagiert sich Kempten aber nicht für den Klimaschutz. Kiechle geht es um eine "grundsätzliche Haltung". Was bei den Klimaschutzkonferenzen beschlossen werde, müsse an Ort und Stelle auch umgesetzt werden, sagt er. Im Kemptener Stadtrat ziehen die Parteien und Gruppierungen beim Klimaschutz an einem Strang. Einstimmig beschloss das Gremium die strategischen Ziele zur Umsetzung der verschiedenen Maßnahmen.

Natürlich sei es ein angenehmer Nebeneffekt, wenn sich die Projekte am Ende auch bezahlt machten und den Haushalt entlasteten, so der OB weiter: "Man braucht aber einen langen Atem." Wichtig sei, die Bürger und Unternehmen für den Klimaschutz zu gewinnen. Das beginne schon bei der Arbeit in den Kindergärten und Schulen.

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