Von der Spätgotik bis zum Rokoko:Gesprenkelt mit bildhauerischen Schätzen

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Das Wasserburger Land ist eine einzigartige Kunstlandschaft, in der sich die Künstlerfamilien im 17. Jahrhundert harte Revierkämpfe geliefert haben

Wer in Wasserburg weilt, sollte auf jeden Fall das Museum besuchen. Der spätgotische Bau, ein viergeschossiges Bürgerhaus aus dem 15. Jahrhundert, gewährt überragende Einblicke in die Geschichte der mehr als 850 Jahre alten Stadt. Ein bedeutendes Segment stellt die sakrale Kunst dar, die in Wasserburg zu einer hohen Meisterschaft geführt wurde, wenn auch viele Künstlernamen zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Schon in der Spätgotik treffen wir in Wasserburg auf große Bildhauer und Steinmetze. Von ihnen aus spannt sich ein Bogen bis zu den Künstlerfamilien des 17. und 18. Jahrhunderts, die viele Kirchen im Inntal und im Chiemgau mit ihrer Kunst geprägt haben.

Eine dominierende Stellung nahm zweifellos die Familie Zürn ein, die aus Württemberg stammte. Der Abkömmling David Zürn wurde laut Aktenlage 1628 in Wasserburg ansässig. Er lockte auch seine hoch talentierten Brüder Martin und Michael nach Wasserburg und zeugte mehrere Söhne, darunter Michael Zürn den Jüngeren, dem genialische Züge nachgesagt werden.

Die Zürns brachen in Wasserburg in die Domäne der Familie Hartmann ein. Die Bildhauerfamilien fochten hartnäckige Revierkämpfe miteinander aus, die von gegenseitigen Beschimpfungen als Stümpler und Fretter bis zu Beschwerdebriefen an den Münchner Hof reichten, wie Lillian Schacherl in ihrem Chiemgau-Buch süffisant ausführt. Man sieht daran: Ein Vergnügen war das Künstlerleben damals nicht - trotz vielseitiger Kirchenaufträge. Zwischen alteingesessenen und neuzugezogenen Werkstätten wurden erbitterte Revierkämpfe ausgefochten.

Die Frucht dessen aber ist eine einzigartige Kunstlandschaft. Das Wasserburger Land ist gesprenkelt mit bildhauerischen Schätzen von der Spätgotik bis zum Rokoko. Das einzige Manko: Viele Kleinode können nicht mehr zugeordnet werden.

Der Kreisheimatpfleger Ferdinand Steffan hat diesen Mangel mit jahrelangem Quellenstudium bekämpft. Mithilfe von Kunsthistorikern konnte er eine Vielzahl von Werken dokumentieren und Handschriften einzelner Meister entziffern. Sein in der Schriftenreihe "Heimat am Inn" erschienenes Buch "Wasserburger Bildhauer des Barock" erweitert unsere kunsthistorischen Kenntnisse über das Wasserburger Land nun enorm, weit über die Preziosen in St. Jakob in Wasserburg hinaus. Plötzlich kann man viele alte Künstler namentlich greifen. Sei es den Bildhauergesellen Jakob Laub, dem die Figurengruppe "Beweinung Christi" in der Pfarrkirche Sankt Martin in Babensham zugeschrieben wird. Oder Hans Jakob Zürn, den Schöpfer des St. Michael in Schönberg. Natürlich waren auch bekannte Künstler in dieser Gegend tätig: Die Pietà in der Pfarrkirche in Eiselfing stammt von Ignaz Günther (1725-1775).

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