Vom Hund profitieren:Begehrte Hundstage

Vom Hund profitieren: Shakespeare ist ein ausgebildeter Lesehund. Er lässt sich gerne streicheln und hört geduldig zu.

Shakespeare ist ein ausgebildeter Lesehund. Er lässt sich gerne streicheln und hört geduldig zu.

(Foto: Michael Meyer/oh)

Kinder mit Leseproblem verlieren beim Kontakt zu Tieren ihre Angst

Von Jasmin Siebert, Nürnberg

Der Hund kuschelt sich an das Kind und legt ihm den Kopf auf den Schoß. Vorgelesen wird - natürlich - eine Hundegeschichte. Der Hund scheint geduldig zuzuhören. Er korrigiert nicht und vergibt keine Noten. Sein Herrchen oder Frauchen darf das übrigens auch nicht. Denn über die Leseprobleme des Kindes wird nicht geredet, gesprochen wird stattdessen über den Hund.

Lautes Vorlesen ist für manche Kinder eine Qual. Das Projekt "Lesehund" soll die Angst davor nehmen. Die Idee, die dahintersteckt: Ein Kind mit einer Leseschwäche darf einem ausgebildeten Lesehund einmal pro Woche 20 Minuten lang eine Geschichte seiner Wahl vorlesen. Ein halbes Jahr geht das Projekt, bei Bedarf auch länger.

Lesehunde gibt es bereits in mehreren bayerischen Orten. Helmut Winter von den Johannitern Mittelfranken hat das Projekt vor drei Jahren nach Nürnberg geholt. Acht Schulen im Großraum nehmen schon daran teil, zurzeit dürfen etwa 20 Kinder einem Lesehund vorlesen. "Der Bedarf ist viel höher", sagt Winter. Deswegen suchen die Johanniter Hundehalter, die sich mit ihren Tieren ehrenamtlich engagieren möchten. Auch in Oberfranken soll das Projekt demnächst starten. Gesucht werden insbesondere Hundehalter mit Migrationshintergrund. Denn Kinder, die aus ihrer Heimat nur verwahrloste und dreckige Straßenhunde kennen, empfinden den Kontakt zu den Tieren erst einmal nicht als etwas Schönes. Erwachsene, die selbst ausländische Wurzeln haben, könnten den Kindern dieses Unbehagen eher nehmen, hofft Winter.

Die Lesehunde haben "riesige Auswirkungen auf das Kind", sagt Winter. Das Bindungshormon Oxytocin wird durch das Streicheln des Hundes oder auch nur durch dessen Nähe ausgeschüttet. Das Kind fühlt sich wohl, die Angst vor dem Lesen schwindet. Dass Kinder mit der Zeit flüssiger lesen, sei nicht der einzige positive Effekt. Lehrer berichten Helmut Winter, dass die Kinder an Selbstvertrauen gewönnen, mehr Verantwortung übernehmen und sich mehr am Unterricht beteiligen würden.

Am Sonntag, 25. Februar, gibt es in Bamberg ein Casting für Lesehunde. Infos: tobias.eckardt@johanniter.de, Infos für Mittelfranken: helmut.winter@johanniter.de.

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