Vögel in Bayern:Dramatischer Schwund bei Mauerseglern

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Luftikus: Der Mauersegler verbringt fast sein ganzes Dasein im Flug. Er schläft sogar, während er in der Luft ist. (Foto: imago)
  • Es gibt immer weniger Mauersegler in Bayern. Das bestätigen die Ergebnisse der Studie "Stunde der Gartenvögel".
  • Aber auch andere Insektenfresser wie Rauch- und Mehlschwalben erleben einen dramatischen Schwund.

Viele Vogelkundler befürchten es seit langem, jetzt werden sie einmal mehr durch die Ergebnisse der "Stunde der Gartenvögel" bestätigt: Es gibt immer weniger Mauersegler in Bayern. Im Ranking der Vogelarten im Freistaat sind die Tiere im Vergleich zu 2014 sogar um 15 Prozentpunkte oder drei Plätze abgestürzt. Die Mauersegler belegen jetzt nur noch Rang 16. Aber auch andere Insektenfresser erleben einen dramatischen Schwund. Rauchschwalben zum Beispiel fallen um sechs Plätze zurück, Mehlschwalben um zwei.

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Dramatische Rückgänge im Bestand

"Die Ergebnisse für die Mauersegler und die Schwalben sind dramatisch", sagt der LBV-Mann und Biologe Alf Pille. "Sie können nicht allein mit ihrer verspäteten Rückkehr aus Afrika zu tun haben." Als wohl wichtigste Ursache für den immensen Schwund nennt Pille die industrielle Landwirtschaft mit ihrem massiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Denn dadurch, so der Biologe, werde Mauerseglern, Schwalben und anderen Insektenfressern zunehmend die Nahrungsgrundlage entzogen.

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© SZ vom 16.05.2015 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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