Verunglückter Kampfjet in der Oberpfalz:Bergung der F-16 könnte eine Woche dauern

Kampfflugzeug F-16 beim Start in Aviano (Italien)

Ein F-16-Kampfflugzeug beim Start auf dem Stützpunkt Aviano in Italien. Ein Jet dieses Typs ist in der Oberpfalz abgestürzt.

(Foto: AFP)
  • Bisher war die Rede von drei bis vier Tagen. Nun heißt es, die Bergung des abgestürzten F-16-Kampfjets der US Air Force könnte bis zu einer Woche dauern.
  • Die zwei Reservetanks, die der Pilot vor dem Absturz über der Oberpfalz abgeworfen hatte, sind inzwischen gefunden worden. Einer der Tanks ist beschädigt.
  • Die Suche nach den Übungsbomben, die das Flugzeug dabei hatte, läuft noch.

Von Olaf Przybilla

Warum die Bergung länger dauern könnte

Die Bergung des abgestürzten F-16-Kampfjets in der Oberpfalz könnte bis zu einer Woche dauern. Bisher war die Rede von drei bis vier Tagen gewesen. Carsten Spiering, Pressesprecher der Bundeswehr in Bayern, geht aber davon aus, dass die Einsatzkräfte fünf bis sieben Tage brauchen werden, bis das Wrack an der Absturzstelle vollständig geborgen ist und sämtliche Schadstoffe entsorgt sind. Das sei ein Erfahrungswert bei vergleichbaren Abstürzen von Militärmaschinen.

Das Flugzeug sei nahezu "im Ganzen in den Boden gerammt", die versprengten Teile werden nun als Erstes geborgen und vom US-Militär untersucht. Im Moment gilt ein Turbinenschaden als wahrscheinlicher Grund für den Absturz der F-16. Der Pilot hatte zunächst versucht, am Flughafen Nürnberg notzulanden, hatte dies aber nicht mehr geschafft.

"Ich hab' mehrmals versucht, die Turbine neu zu starten. Aber ich bin immer weiter gesunken. Dann blieb nur noch der Schleudersitz", sagte er dem Nordbayerischen Kurier. Er landete mit dem Fallschirm und kam mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus.

Was gefunden wurde - und was noch gesucht wird

Die beiden vom Piloten abgeworfenen Treibstofftanks sind inzwischen westlich von Eschenbach in der Oberpfalz gefunden worden. Einer der beiden Tanks war unbeschädigt, der zweite wies Beschädigungen auf.

Der 27 Jahre alte amerikanische Pilot hatte, als er technische Probleme bemerkte, ein freies Gelände angeflogen und die mitgeführten Reservetanks abgeworfen. Er wollte die Maschine damit wieder auf die normale Flughöhe bringen. Beide Tanks hatten ein Fassungsvermögen von jeweils 1400 Litern.

Nach Angaben der Sprecherin des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr, Susanne Bartsch, ist der kleinere Schwelbrand an der Unglücksstelle inzwischen vollständig gelöscht. Im Moment befinde sich die Untersuchungskommission des US-Militärs an der Absturzstelle. Ein Abschlussbericht über den Grund das Unglücks werde erst in zwei bis drei Monaten vorliegen.

Wie die Übungsbomben funktionieren - und wie gefährlich sie sind

Eine kleinere Gefahr gehe im Moment nur noch von den vier Übungsbomben aus. Diese sind aus Zement, sind aber mit einem kleinen Sprengsatz ausgestattet, damit die Piloten über die Rauchentwicklung sehen, wo die Übungsbombe gelandet ist. Kampfmittel hatte der Jet nicht an Bord.

Sollten Passanten eine der Bomben finden, dann sollen sie sich fernhalten und die Polizei verständigen. Personen, die bei einer Detonation des Sprengsatzes in der Nähe sind, könnten sich Verletzungen zuziehen.

Die sechs in Spangdahlem (Rheinland-Pfalz) stationierten F-16 des US-Militärs wollten auf dem Militärareal in der Oberpfalz die Übungsbomben abwerfen, eine Routineübung. Um Gewicht loszuwerden, habe der Pilot die Zementbomben über dem Wald an der Grenze zwischen der Oberpfalz und Oberfranken abgelassen. "Er hat alles richtig gemacht", sagt die Sprecherin aus Grafenwöhr. Auch wie er die trudelnde Maschine noch in unbesiedeltes Gebiet gesteuert habe, sei vorbildlich gewesen.

Verunglückter Kampfjet in der Oberpfalz: Wo das Flugzeug abgestürzt ist.

Wo das Flugzeug abgestürzt ist.

(Foto: Grafik: Jessy Asmus / SZ.de)

Die Absturzstelle liegt an der Grenze zwischen den bayerischen Landkreisen Bayreuth (Oberfranken) und Neustadt an der Waldnaab (Oberpfalz), in einem Wald auf dem Gebiet des Marktes Kirchenthumbach, wie die Polizei mitteilte. Die Sicherung des militärischen Sicherheitsbereichs hat inzwischen die Bundeswehr übernommen.

Wie es den Einsatzkräften geht

Im Einsatz waren am Dienstag US-Spezialkräfte und etwa 400 Einsatzkräfte aus den umliegenden Ortschaften. In Brand geraten waren bei dem Absturz lediglich umstehende Bäume. Neun Feuerwehrleute mussten sich wegen der großen Hitze kurzzeitig behandeln lassen.

Nach ihrem Einsatz am Wrack müssen die Feuerwehrleute dekontaminiert werden. Das an Bord geladene Kerosin und der Raketentreibstoff Hydrazin mache dies notwendig, erklärte die Flughafenfeuerwehr in Grafenwöhr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: