Vermisster wieder aufgetaucht:55-Jähriger lebt vier Monate im Wald

Sein Spaziergang dauerte etwas länger: Vier Monate war ein vermisster 55-Jähriger im Thüringer Wald unterwegs. Jetzt hat er sich bei der Polizei in Franken gemeldet - ihm war zu kalt.

Es war der 4. August 2010 als eine Rudolstädter Firma eine Vermisstenanzeige aufgegeben hatte. Ein zuverlässiger Mitarbeiter war nicht zur Arbeit erschienen, jeder Kontaktversuch war fehlgeschlagen, man machte sich Sorgen. Die bundesweite Fahndung blieb allerdings zunächst erfolglos. Der Mann war verschollen.

Winterwetter

Vier Monate war ein 55-Jähriger im Thüriger Wald von Schutzhütte zu Schutzhütte gezogen. Jetzt war dem Aussteiger zu kalt - er meldete sich am Mittwoch bei der Polizei im fränkischen Bad Steben.

(Foto: ddp)

Als vor einiger Zeit dann seine Geldbörse mit Personalausweis sowie Geld- und Versicherungskarte in Eisenach gefunden worden ist, hatte die Polizei einen Unglücksfall oder ein Verbrechen nicht ausgeschlossen. Nun konnten die Beamten den Fall allerdings ad acta legen - mit einem positiven Ende.

Am Mittwoch meldete sich ein 55-Jähriger bei der Polizei im fränkischen Bad Steben. Die Beamten identifizierten ihn anhand eines Fahndungsfotos als den seit Monaten verschwundenen Thüringer. Der inzwischen völlig mittellose Mann hatte vom Spätsommer bis jetzt im Wald gelebt. Erst die eisigen Temperaturen der vergangenen Tage brachten ihn wieder zurück in die Zivilisation.

Der Aussteiger war im Thüringer Wald unterwegs gewesen und dort von Schutzhütte zu Schutzhütte gezogen. Vom Pfand der Flaschen, die Wanderer wegwarfen, kaufte er sich sein Essen. Anfang Dezember kam er wegen der Schneefälle nur noch langsam vorwärts. Schuhe und Kleidung waren nass und trockneten nicht mehr. Der Schlafsack wärmte bei den Minusgraden auch nicht. Deshalb entschloss er sich, die Tour abzubrechen und sich bei der Polizei in Bad Steben rund zwei Kilometer südlich der Thüringer Landesgrenze zu melden.

Die Gemeinde in Franken organisierte dem 55-Jährigen eine Übernachtung und gab ihm eine Fahrkarte Richtung Heimat. Warum der Mann die letzten vier Monate freiwillig im Wald verbracht hatte, ist nicht bekannt. Nachforschungen der Polizei haben aber ergeben, dass er auch zuvor schon plötzlich und für längere Zeit aus seinem jeweiligen Lebensumfeld verschwunden war.

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