Verkehrspolitik:Dobrindt wird von Protesten gegen Brennerbasistunnel empfangen

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Kommt zu Gesprächen nach Rosenheim: Verkehrsminister Alexander Dobrindt. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
  • Der Brennerbasistunnel sorgt im Raum Rosenheim für Aufruhr: Bürger und Kommunen sind gegen die Planungen für den Nordzulauf.
  • Nun kommt Bundesverkehrsminister Dobrindt zum Gespräch.
  • Der Minister und die Bahn sollen vor allem darlegen, ob ein drittes und viertes Gleis zum Brenner überhaupt nötig sind.

Von Matthias Köpf, Rosenheim

Die Bürger und die Kommunen sollen ja mitreden, beteuert die Deutsche Bahn ein ums andere Mal. Da gebe es Gemeinde- und Regionalforen, Dialogkreise und Projektbeiräte, in denen zusammen erst die Kriterien und damit dann die Trasse für eine neuen Nordzulauf zum Brennerbasistunnel gefunden werden sollen. Im südlichen bayerischen Inntal ist dieser Prozess schon seit längerem im Gang, doch weiter nördlich im Raum Rosenheim haben die Planer bisher sehr viel weniger Vorarbeit geleistet.

Dort verschaffen sich die Menschen inzwischen auf ihre eigene Weise Gehör: Sie haben innerhalb weniger Wochen ein halbes Dutzend Bürgerinitiativen mit zusammen mehr als 500 Mitgliedern gegründet. An diesem Montag wollen sie Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) mit einer großen Demonstration samt Traktorkorso empfangen und ihm mehr als 5000 Unterschriften übergeben.

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Dobrindt kommt auf nachdrückliche Aufforderung der Bürgermeister aus der ganzen Region nach Rosenheim, um die Wogen zu glätten. Die schlagen hoch, seit im Herbst zwei Bürgermeister eine Karte der Bahn-Planer öffentlich gemacht haben, auf der allerlei Trassenkorridore bunt um den Inn und die Stadt Rosenheim mäandern.

Die Karte soll zwar nur Räume darstellen, in denen so eine Trasse nicht schon auf den allerersten Blick ganz ausgeschlossen scheint. Doch die Menschen in vielen Gemeinden und in einigen Rathäusern traf die Skizze völlig unvorbereitet. Sie kennen vielerlei Gründe, warum es gerade da oder dort eben nicht geht, was die Bahn am liebsten erst im weiteren Verfahren von ihnen hätte hören wollen. Doch nun standen Menschen vor Kameras und deuteten auf Stellen, an denen womöglich bald ein Tunnel mündet oder Gleise ein Gehöft zerteilen.

Seither bemühen sich viele Lokalpolitiker um Landrat Wolfgang Berthaler und die Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig (CSU), den Bürgerzorn zu kanalisieren. Mehrere Gemeinden im Norden und Osten haben sich einen Anwalt genommen und einen Fragenkatalog nach Berlin geschickt, dem zuletzt die gemeinsame Resolution einer großen Mehrheit aller Bürgermeister folgte.

Die Forderungen decken sich weitgehend mit denen der Bürgerinitiativen: Vor allem sollen Dobrindt und die Bahn darlegen, ob überhaupt ein drittes und viertes Gleis zum Brenner nötig sind. Während die Bahn und die meisten Anwohner der beiden bestehenden Gleise diese Frage für sich längt mit Ja beantwortet haben, zweifeln die Menschen vor allem dort, wo bisher keine Gleise verlaufen, die Prognosen für den Güterverkehr an.

Im Gegensatz zu den Planungen auf EU-Ebene, die einen Güterkorridor von Nord- und Ostsee durch den Osten Deutschlands und über Mühldorf, Rosenheim und den Brenner zum Mittelmeer vorsehen, wäre es den Menschen in der Region viel lieber, der große Güterstrom würde spätestens ab Mühldorf weiter östlich über Freilassing, Salzburg und Villach weiter Richtung Italien verlaufen.

Die Bahn räumt inzwischen ein, dass es ein Fehler war, die Region in zwei Planungsräume zu teilen und diese nacheinander von Süden nach Norden abarbeiten zu wollen. Womöglich müsse man gerade hier sogar eher von Norden nach Süden denken, heißt es inzwischen von den Planern, die in den kommenden Wochen ein Projektbüro mit ständigen Ansprechpartnern in der Rosenheimer Innenstadt eröffnen wollen. Von Dobrindt erwarten sich alle Beteiligten nun ein Signal, wie es weitergehen soll. Doch die einen hoffen auf Grün und die anderen auf Rot.

© SZ vom 06.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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