Verkehr:Polizei testet automatische Blitzer

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Peter Böttinger und Michael Braun mit einem Blitz-Anhänger. (Foto: Manfred Neubauer)
  • Das Bayerische Verkehrsministerium lässt im südlichen Oberbayern neue Blitzgeräte testen. Die Anhänger mit Laserscannern lassen sich mit weniger Personal betreiben.
  • Konsequenzen gibt es für Raser vorerst noch nicht. Erst wenn die erste Testphase vorüber ist, folgt eine zweite - dann mit Bußgeldbescheiden.

Von Matthias Köpf

Michael Braun übt sich in Realismus. "Dass diese Anlagen nicht geliebt werden, davon gehen wir aus", sagt der Geschäftsführer des Zweckverbands Kommunale Verkehrssicherheit Oberland in Bad Tölz. Darum sind die beiden Geräte, die der Zweckverband und das Polizeipräsidium Rosenheim demnächst an wechselnden Straßenrändern südlich von München aufstellen werden, auch mit einer stählernen Panzerung und schusssicherem Glas gegen präventiven Vandalismus von Verkehrsteilnehmern oder Racheakte von geblitzten Rasern geschützt.

Denn die beiden Anhänger, die das bayerische Verkehrsministerium ab sofort im südlichen Oberbayern testen lässt, enthalten Laserscanner, Kameras und Blitzgeräte und sollen im Gegensatz zu den bisherigen Geräten über mehrere Tage hinweg rund um die Uhr im Einsatz sein, ohne dass damit dauernd teures Personal gebunden wäre. Bewähren sich die Geräte in den kommenden Monaten, sollen sie danach in ganz Bayern eingeführt werden.

In Frankreich und der Schweiz sind solche Blitz-Anhänger schon häufig im Einsatz, in Deutschland sind auch andere Bundesländer erst noch in der Erprobungsphase. Autofahrer im Oberland müssen in den ersten sechs Monaten noch nicht mit einem Bußgeldbescheid rechnen, wenn es auf dem Hänger blitzt.

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Denn das erste halbe Jahr dient rein dem Ausprobieren, dann wird beim Zweckverband, im Rosenheimer Präsidium und im Ministerium Zwischenbilanz gezogen. Hält die Technik, was die beiden konkurrierenden Hersteller der Anhänger in Sachen Betriebskosten, Personalaufwand und Zuverlässigkeit versprechen, gibt es eine zweite Testrunde mit Konsequenzen für die Geblitzten.

Stehen können der eher windschnittige Anhänger in Weiß und das kantige Modell in klassischen Starenkasten-Grau nahezu überall, wo eben ein bisschen Platz dafür ist. Beide sind durchaus wuchtig gestaltet, denn sie sollen gesehen werden und damit möglichst lange ihre mäßigende Wirkung entfalten, wofür es nach den Erfahrungen der Polizei gar keine Rolle spielt, ob sie wirklich immer scharf gestellt sind oder nicht.

Einfach versetzen lassen sich die Laser-Anhänger nicht

Aktive Tarnung ist der Polizei beim Blitzen ohnehin verboten, doch die vorhandene Deckung ausnützen dürfen die Beamten beim Postieren der Anhänger. Die Polizei und der Zweckverband, die stets bemüht sind, dem landläufigen Vorwurf der Wegelagerei entgegenzuwirken, wollen sie an Unfallschwerpunkten wie Autobahnbaustellen und Ferienverkehrsrouten einsetzen.

Damit niemand auf die Idee kommt, sie einfach eigenmächtig anderswo abzustellen, werden die jeweils 1,3 Tonnen schweren Hänger hydraulisch auf den Boden abgesenkt, die Räder verschwinden im Inneren, die Deichsel wird eingeklappt. Zudem sind sie mit Schocksensoren, GPS-Ortungstechnik und einer Mobilfunkverbindung ausgestattet.

Die Daten der Blitzgeräte werden allerdings vorerst nicht per Funk übertragen, weil dafür noch die Zustimmung des bayerischen Datenschutzbeauftragten fehlt. Für die erste Probephase haben der Zweckverband und das Polizeipräsidium 30 Einsatzorte definiert. Weitaus die meisten davon liegen im Großraum Rosenheim, andere etwa in und um Garmisch-Partenkirchen sowie entlang der A 95.

© SZ vom 20.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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