Verkehr:Bamberg lehnt Bahn-Umgehung ab

ICE-Ausbau Bamberg

Bamberg möchte auf jeden Fall seinen ICE-Halt behalten. Der Stadtrat befürchtet, dass da aber eine Umfahrung kontraproduktiv sein könnte.

(Foto: dpa)
  • Eine Umfahrung für Züge soll nach dem Willen des Stadtrats nicht entstehen.
  • Stattdessen soll die bestehende Trasse ausgebaut werden - wie genau, ist allerdings noch offen.
  • Ohne einen Konflikt wird sich aber keine der zwei möglichen Variante verwirklichen lassen.

Von Katja Auer, Bamberg

Es hat ein paar sehr überraschte Gesichter gegeben im Bamberger Rathaus, als Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt kürzlich den neuen Bundesverkehrswegeplan vorgestellt hat. Denn da steht nicht nur drin, dass die ICE-Strecke durch die Welterbe-Stadt ausgebaut werden soll, was im Zuge der gerade im Bau befindlichen schnellen Verbindung zwischen München und Berlin schon lange diskutiert wird. Sondern da ist auch eine zweite Variante vermerkt, nämlich dass der ICE um Bamberg herumfahren könnte, auf einer Ostumfahrung durch den Hauptsmoorwald.

Daran hatten die meisten der im Rathaus mit dem Bahnausbau befassten Experten schon gar nicht mehr gedacht, war diese Version in der Stadtspitze doch auf wenig Zustimmung gestoßen. Das war allerdings offenbar weder der Bahn noch dem Bund bekannt oder es hat niemanden interessiert, jedenfalls steht die Ostumfahrung im Bundesverkehrswegeplan.

Am Mittwochabend nun sprach sich der Stadtrat nach einer mehrstündigen Debatte mehrheitlich gegen die beiden Gleise durch den Wald aus und auch gegen die Variante, welche die Bürgerinitiative "Bahnsinn Bamberg" favorisiert: Eine Ostumfahrung nur für Güterzüge. Der Güterverkehr soll demnach aus der Stadt verbannt und durch einen Tunnel an Bamberg vorbeigeleitet werden. Die leiseren ICEs könnten weiter durch die Stadt fahren, dann sei kein aufwendiger Lärmschutz notwendig.

Das ist so eine Horrorvision, die immer wieder auftaucht, seit der Ausbau diskutiert wird: Dass meterhohe Lärmschutzwände eine Schneise mitten durch die Altstadt schlagen könnten und, im schlimmsten aller Fälle, gar der Status als Weltkulturerbe gefährdet wäre.

Die Gärtner fürchten um ihre Felder in der Stadt

Dennoch hat sich der Stadtrat nun für einen "Ausbau im Bestand" ausgesprochen, wie es im Bürokratendeutsch heißt, also dafür, die Züge auch künftig durch die Stadt zu leiten. Dafür könnten entweder die Gleise vierspurig ausgebaut werden, dann wäre der Lärmschutz das große Problem. Wie hoch die Wände ausfallen müssten, das ist noch nicht klar, weil sich die örtlichen Bundespolitiker nun für moderne Technologien stark machen, die den Krach dämpfen sollen.

Eine zweite Variante sieht einen Tunnel vor, der unter der Stadt hindurch führt. Ob das realisierbar ist, steht ebenfalls noch nicht fest. Klar gegen den Ausbau sind die Bamberger Gärtner, die um ihre traditionellen Felder mitten in der Stadt fürchten, die eventuell neuen Gleisen weichen müssten. Ohne einen Konflikt wird sich keine Variante verwirklichen lassen.

Es gibt viele offene Fragen in der ganzen Debatte, und Kritiker werfen der Stadtspitze vor, sich zu lange nicht festgelegt zu haben. Die ersten Pläne sind mehr als 20 Jahre alt, intensiv wird nun wieder seit gut vier Jahren diskutiert. So war der Beschluss am Mittwoch für manchen gar historisch, auch wenn der Einfluss der Stadt auf das gesamte Projekt marginal ist.

Am Mittwoch befasste sich das Kabinett mit dem Thema und wird sich in seiner Stellungnahme zum Bundesverkehrswegeplan ebenfalls gegen die Ostumfahrung aussprechen, wie Gesundheitsministerin Melanie Huml mitteilte, die aus Bamberg kommt. "Das wäre die schlechteste Option für Bamberg", sagte sie. Wie die Mehrheit im Stadtrat fürchtet sie um den ICE-Halt in Bamberg, wenn die Züge erst einmal auf einer Umleitung um die Stadt herumfahren.

Für einen S-Bahn-Halt muss die Strecke ausgebaut werden

Außerdem sei der Flächenverbrauch im Hauptsmoorwald enorm und die Trinkwasserversorgung bei derartigen Eingriffen gefährdet. Im schlimmsten Fall, sagte eine Sprecherin der Stadt, fahre der ICE künftig um Bamberg herum, die Güterzüge aber weiterhin mitten durch - dann aber ganz ohne Lärmschutz.

Die Bamberger wollen den ICE-Halt behalten und dazu am liebsten einen zweiten S-Bahn-Halt. Auch dafür müsste die Strecke ausgebaut werden. Bamberg gehört zum VGN, dem Verkehrsverbund Großraum Nürnberg, und schon bisher fährt die S-Bahn bis in die Stadt.

Aber dort wünscht man sich einen zweiten Halt im Süden der Stadt, in der Nähe der Brose-Arena, der Halle der Bamberger Basketballer. Dort finden auch regelmäßig Konzerte und andere Veranstaltungen statt, die nicht selten ein mittleres Verkehrschaos nach sich ziehen, wenn Besucher aus der ganzen Region mit dem Auto kommen.

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