Verdächtiger im Fall Baumer:Rechtsanwalt kündigt Haftbeschwerde an

Verdächtiger im Fall Baumer: Zum Beten in der Kirche: Der Verlobte der toten Maria Baumer in der Sendung "Aktenzeichen XY".

Zum Beten in der Kirche: Der Verlobte der toten Maria Baumer in der Sendung "Aktenzeichen XY".

Ein Mann wird verdächtigt, die vor 16 Monaten verschwundene Maria Baumer getötet zu haben. Es soll sich um ihren Verlobten handeln. Sein Strafverteidiger vermisst jedoch hinreichende Gründe, weshalb der 28-Jährige eingesperrt ist und will nun dagegen vorgehen.

Von Wolfgang Wittl

Im Todesfall Maria Baumer wird der Anwalt des Tatverdächtigen noch in dieser Woche Haftbeschwerde einlegen. Es sei ihm "ein Rätsel", wie sein Mandant unter den derzeitigen Voraussetzungen unter Tatverdacht geraten konnte, sagt der Regensburger Strafverteidiger Michael Haizmann.

Die Polizei hatte am Mittwoch vergangener Woche einen 28 Jahre alten Mann festgenommen, einen Tag später wurde er in die Justizvollzugsanstalt Straubing gebracht. Er wird verdächtigt, die fast 16 Monate vermisste Maria Baumer getötet zu haben. Bei dem Mann handelt es sich laut verschiedenen Quellen um Baumers Verlobten. Offiziell bestätigen wollen die Ermittler dies aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes allerdings nicht.

Haizmann, der in Regensburg als einer der renommiertesten Strafverteidiger gilt, äußerte sich zuversichtlich, dass seine Haftbeschwerde erfolgreich sein werde. Die Polizei stütze sich auf Indizien, die keineswegs neu seien. Neu sei lediglich, dass menschliche Überreste von Maria Baumer gefunden worden seien. Pilzsammler hatten Teile des Skeletts am vorvergangenen Sonntag in einem Waldstück bei Bernhardswald (Landkreis Regensburg) entdeckt. Bislang stehe aber nicht einmal fest, ob die Frau eines gewaltsamen Todes gestorben sei, sagte Haizmann: "Ich verstehe den Haftbefehl in dieser Form nicht."

Gleichwohl gibt es einige Fragezeichen: Wie ihr Verlobter schilderte, war Maria Baumer am 26. Mai 2012 aus der gemeinsamen Wohnung in Regensburg verschwunden. Nachdem er morgens vom Joggen zurückgekehrt sei, habe er die Räume leer vorgefunden. Stunden später habe sich seine damals 26 Jahre alte Verlobte telefonisch bei ihm gemeldet. Erst habe sie ihm mitgeteilt, dass sie nach Nürnberg gefahren sei; später sagte sie, dass sie nach Hamburg weiterreisen wolle. Sie brauche eine Auszeit und werde am Montag zurückkehren, habe die Maria ihm erklärt.

Das Paar wollte im September 2012 heiraten und hatte bereits Einladungen verschickt. Erst wenige Tage vor ihrem Verschwinden war Baumer zur Landesvorsitzenden der Katholischen Landjugendbewegung in Bayern gewählt worden. Als sie am Montag entgegen ihrer Ankündigung nicht zurückkehrte, gaben ihr Verlobter und ihre Schwester eine Vermisstenanzeige auf.

Sämtliche Angaben vom 26. Mai 2012 stützen sich auf Aussagen des Verlobten. Bei ihrer Familie hatte sich Baumer nicht gemeldet. Zeugen hatten sie letztmals am Abend zuvor beim gemeinsamen Grillen gesehen - wenige Kilometer von der Stelle entfernt, an der ihre Knochen gefunden wurden.

Polizei setzt auf die Bevölkerung

Schon im Zuge früherer Ermittlungen hatte die Polizei den Verlobten überprüft, damals ohne Ergebnisse. Nun bestehen offenbar Zweifel an den Schilderungen des Mannes - etwa ob die beiden Telefonate jemals stattgefunden haben. Nachprüfen ließen sich die Anrufe nicht mehr, teilte ein Polizeisprecher mit. Dafür sei zu viel Zeit verstrichen. Für Aussagen von Zeugen, die Maria Baumer Monate später angeblich auf dem Jakobsweg gesehen haben wollten, gibt es bis heute keine Beweise.

Die Ermittlungen konzentrieren sich nun auf den Fundort der Leiche. Eine dort gesicherte Trinkflasche sowie ein Spaten werden derzeit vom Landeskriminalamt untersucht. Außerdem erhofft sich die Polizei Hinweise aus der Bevölkerung: Ob im Kreuther Forst südlich von Bernhardswald jemand mit Schaufel oder Spaten unterwegs gewesen sei und gegraben habe? Ob in dem Waldstück Frauenbekleidung, Schuhe, ein schwarzer Rucksack, Damenschmuck, eine Geldbörse oder ein Schlüsselbund mit einem Snoopy-Anhänger gefunden wurden? Oder ob Maria Baumer an besagtem Pfingstwochenende 2012 in Nürnberg gesehen worden sei?

Dass Baumers Verlobter vergangenen Oktober in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" einen eindringlichen Vermisstenappell an das deutsche Fernsehpublikum richtete, beeindruckt die Ermittler anscheinend nicht. Für sie war das Verschwinden der jungen Frau, die als ausgesprochen zuverlässig beschrieben wurde, schon damals "absolut mysteriös".

Zu den Ausführungen des Rechtsanwalts nehme man keine Stellung, erklärte das Polizeipräsidium Oberpfalz am Mittwoch. Die bisherigen Ermittlungen hätten indes ausgereicht, dass ein Gericht dem Haftantrag der Staatsanwaltschaft gefolgt sei. Außerdem sei nicht auszuschließen, dass die rechtsmedizinische Untersuchung der Knochen Rückschlüsse über die Todesursache liefere.

Rechtsanwalt Haizmann vermisst derweil hinreichende Gründe, weshalb sein Mandant eingesperrt ist. Er habe mitunter den Eindruck, der Mann werde medial vorverurteilt. Zwar habe sein Mandant sich "öffentlichkeitswirksam verhalten", die Faktenlage sei jedoch "eine andere Sache".

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