Urteil:14 Jahre Haft für Mutter der acht toten Babys

Prozess nach Fund von acht Babyleichen

Aktenmappe vor dem Gesicht: Andrea G. versteckte sich im Landgericht Coburg (Bayern) vor den Kameras der Fotografen.

(Foto: dpa)
  • Die Mutter der acht toten Babys von Wallenfels ist wegen Totschlags in vier Fällen zu 14 Jahren Haft verurteilt worden.
  • Das entschied das Landgericht Coburg am Mittwoch.
  • Der wegen Beihilfe zum Mord angeklagte Vater wurde freigesprochen.

Totschlag, nicht Mord lautete am Ende das Urteil des Landgerichts Coburg. Die Mutter der acht toten Babys von Wallenfels ist am Mittwoch zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Der ebenfalls angeklagte Vater der Kinder wurde freigesprochen.

Die acht Babyleichen waren im vergangenen November im oberfränkischen Wallenfels (Landkreis Kronach) gefunden worden; bei vier war nach Angaben von Sachverständigen nicht festzustellen, ob sie gelebt hatten oder lebensfähig gewesen wären.

"Wenn ein solcher Fall verhandelt wird wie dieser, dann gibt es plötzlich ganz viele, die wissen, was richtig ist: dass hier eine angebliche Horror-Mutter für immer eingesperrt gehört", sagte der Vorsitzende Richter. "Wir müssen in einem ersten Schritt versuchen, das Verhalten nachzuvollziehen. Das hat nichts damit zu tun, es zu rechtfertigen, sondern zu versuchen, es zu verstehen." Dann aber müsse auch juristisch entschieden werden, wie die Angeklagten ihr Verhalten zu verantworten haben.

Der Verteidiger der Frau hatte auf eine konkrete Strafforderung verzichtet, der Verteidiger ihres Noch-Ehemanns plädierte auf Freispruch. Der Staatsanwalt hingegen hatte für die Mutter eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes in vier Fällen gefordert. Außerdem hatte er beantragt, eine besondere Schwere der Schuld festzustellen.

Dem 55-jährigen Vater hatte die Staatsanwaltschaft Beihilfe zum Mord vorgeworfen. Im Prozess, der nur über vier Verhandlungstage lief, hatte ein psychiatrischer Gutachter die 45-Jährige für voll schuldfähig erklärt. Sie sei weder schwer psychisch krank noch alkoholabhängig.

Der Vater will nichts von den Schwangerschaften gewusst haben

Die Mutter hatte zum Prozessauftakt über ihren Anwalt eingeräumt, mehrere ihrer acht Neugeborenen getötet zu haben - jene, die gelebt hätten. Allerdings könne sie sich nicht genau erinnern, wie viele das waren.

Ihr Noch-Ehemann hatte sich zu den konkreten Vorwürfen gegen ihn nicht geäußert, hatte aber der Polizei gegenüber behauptet, nichts von den acht Schwangerschaften seiner Frau oder den Babyleichen gewusst zu haben. Sie hingegen hatte erklärt, ihrem Mann mehrfach von Schwangerschaften und einmal auch von einem toten Baby im Haus erzählt zu haben.

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