Unter Bayern:Zwei Häuser der Geschichte

Im Landtag haben Abgeordnete eine seltsame Diskussion übers neue Museum in Regensburg geführt

Von Katja Auer

Das Münchner Maximilianeum ist ein ehrwürdiger Bau, in dem König Max II. begabte junge Männer für die höheren Aufgaben des Staatsdienstes ausbilden lassen wollte. "Mein Volk besitzt Eigenschaften des Geistes und des Herzens wie nicht leicht ein anderes; es braucht ihm nur Gelegenheit gegeben werden, sie zu entfalten", meinte der Monarch. Immer noch wohnen die besten bayerischen Abiturienten - inzwischen auch weibliche - in dem markanten Gebäude und können sich ohne materielle Sorgen ganz ihren Studien widmen.

Als nach dem Zweiten Weltkrieg der bayerische Landtag mit ins Maximilianeum zog, schien das eine stimmige Sache zu sein, schließlich schicken die Wähler ja auch ihre besten Leute aus allen Landesteilen nach München. Im Parlament können sie die Eigenschaften von Geist und Herz dann voll entfalten, wie sich das in seiner Vollendung wieder einmal im Kulturausschuss dargelegt hat. Es ging um das geplante Museum der bayerischen Geschichte in Regensburg, ein ähnlich integratives Projekt wie das Maximilianeum. Wollte Max II. einen Nationalbau zur "Hebung des monarchischen nationalen Volksgeistes" errichten lassen, plant Ministerpräsident Horst Seehofer eine "Liebeserklärung an unsere bayerische Heimat". So was Ähnliches also.

Die nicht überall auf Gegenliebe stößt. Es gebe ja gar keine bayerische Geschichte als solche, merkte die in Nordfriesland geborene SPD-Abgeordnete Isabell Zacharias an, lediglich die Geschichte der Regionen. "Unterfranken hat mit Oberbayern nichts zu tun", sagt sie. Die Franken mahnten sogleich die drohende Benachteiligung ihres Stammes an, die sich etwa im Namen "Bavariathek" für eine virtuelle Dokumentensammlung manifestiere. Gibt es also keine bayerische Geschichte und demzufolge vielleicht nicht einmal Bayern, braucht es eigentlich auch kein Museum. Entsprechend müsste dann geklärt werden, wozu ein bayerischer Landtag nützt. Dabei entfalten sich gerade dort nicht nur Geist und Herz, sondern auch Zank und Streit zwischen Nord und Süd besonders gut. Den gibt es schon so lange wie Franken zu Bayern gehört. Tut es nämlich. Möge Kurator Richard Loibl dem Hader und seinen Auswüchsen einen angemessenen Platz im neuen Museum widmen.

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