Erweiterungsbau:Richtfest an der Staatskanzlei

Architektur Hofgarten Lehel

Die Staatskanzlei soll erweitert werden? Davon hat der Ministerpräsident noch nichts gehört.

(Foto: Florian Peljak)

Schon länger hat sich Horst Seehofer über Baulärm und Staubentwicklung gewundert. Aber von einer baldigen Erweiterung des Kabinetts oder der Staatskanzlei hatte er noch nichts gehört.

Eine Kolumne von Roman Deininger

München, 20. Oktober. Der Erweiterungsbau der Bayerischen Staatskanzlei soll wie vorgesehen noch im Lauf des Jahres 2018 in Betrieb genommen werden. "Wir bitten um Gottes Segen für dieses Haus und seine künftigen Bewohner", sagte Finanzminister und Bauherr Markus Söder (CSU) am Freitag beim Richtfest des neuen Traktes. Herzstück des Anbaus ist ein neuer Kabinettssaal, der 63 Ministern und 28 Staatssekretären Platz bieten soll. "Ich bin ein Mann, der seine Versprechen hält", erklärte Söder bei seinem feierlichen Richtspruch, "das ist die Botschaft, die ich den Mitgliedern der CSU-Landtagsfraktion heute im Namen der ehrlichen Zimmerleute überbringen darf."

Wenn das Kabinett bei besonderen Gelegenheiten sogar vollzählig tage, so Söder, "wird der Ministerpräsident flexibel in die Olympiahalle oder gleich ins Nürnberger Max-Morlock-Stadion ausweichen". Ein Sprecher von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) teilte hingegen mit, man wisse weder von einer Erweiterung des Kabinetts noch der Staatskanzlei, habe sich aber schon länger über den enormen Baulärm und eine auffällige Staubentwicklung gewundert. Seehofer selbst sagte am Freitagabend am Rande einer Wahldankfeier für Innenminister Joachim Herrmann in Erlangen: "Ich glaube, wir brauchen eher einen Platz weniger im Kabinett, und nicht erst 2018."

Unterdessen droht Söder auch Ärger mit den Mitarbeitern seines bislang geheimen Callcenters im Nürnberger Reichswald. Alle 250 Beschäftigten des Callcenters beklagen sich in einem offenen Brief über "ausbeuterische Arbeitsbedingungen". Die Mitarbeiterin Petra G. berichtet, sie müsse in einer 18-Stunden-Schicht mindestens 3000 Kundengespräche mit CSU-Mitgliedern führen. "Der Druck ist riesig." Wenn sie pro Schicht nicht mindestens 100 Mitglieder dafür gewinne, in der jeweiligen Regionalzeitung "einen geordneten Übergang an der Parteispitze" zu fordern, müsse sie mit Gehaltskürzungen rechnen. Die gesetzlich vorgeschriebenen Bildschirmpausen von zehn Minuten pro Stunde würden auch nicht eingehalten. Der einzige Vorteil des Jobs, sagt Petra G., sei das von Söder eingeführte Bonus-System: "Wer mit seinen Anrufen einen ganzen CSU-Bezirksverband kippt, wird Telefon-Minister."

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