Unter Bayern:Rechte Leuchten

Manche Bayern hinterlassen ja außerhalb ihrer Heimat nicht immer den Eindruck höchsten Feingeistes und intellektueller Tiefe. Und schon denkt man automatisch an Markus Söder, Alexander Dobrindt und Andreas Scheuer

Kolumne von Franz Kotteder

Menschen aus Bayern haben es generell nicht leicht, aber richtig hart wird es für sie, wenn sie sich außerhalb der eigenen Landesgrenzen bewegen müssen. Das liegt in der Regel daran, dass sich andere Bayern dort schon recht aufgeführt haben und bei der Bevölkerung ein Bild des Freistaats hinterlassen haben, das irgendwo zwischen Neo-Neandertal und Großmaulhausen changiert, mit feingeistigem Intellektuellentum jedenfalls wenig zu tun hat.

Womit man zwangsläufig beim Dreigestirn Markus Söder, Alexander Dobrindt und Andreas Scheuer landet. Der Erstere gilt im Rest der Republik allerdings seit ein paar Wochen als nicht mehr ganz so verhaltensauffällig. Seit er weiß, dass er noch was werden darf, reißt er sich zusammen und macht den Staatsmann. Das war schon mal anders. Viele erinnern sich noch gern an die helle Freude, die sie vor gut fünf Jahren empfanden, als im Ikea-Katalog plötzlich der "Armleuchter Söder" auftauchte. Dem Söder war das sicher wurscht, oder dachte ganz pragmatisch: "Eine Auflage von 28 Millionen Exemplaren krieg' ich doch nie wieder!" Insofern spechten Dobrindt und Scheuer wohl auf einen ähnlichen Werbeeffekt und lassen deshalb in Berlin gerade wieder die Hosenträger kräftig schnalzen.

Der Gedanke liegt leider nahe, dass es sich bei ihnen um Leuchten von begrenzter Strahlkraft handelt. Bei Dobrindt, dem Januar-Revolutionär, fühlt man sich sofort an die berühmten Anfangszeilen aus Erich Mühsams Chanson erinnert: "War einmal ein Revoluzzer, im Zivilstand Lampenputzer." Die Sondierungsgespräche hat er immerhin mit dem hübsch nostalgischen Begriff von der "sozialistischen Mottenkiste" bereichert, der beim Gedanken an die Bundes-SPD wirklich nur noch ihm einfallen kann. Falls das Ikea-Sortiment auch eine Mottenkiste führt, so möge sie bitte künftig "Dobrindt" heißen. Und Andreas Scheuers Versuche, die rechte Flanke terminologisch neu zu besetzen, reichten bislang gerade mal dazu, die CSU zur "Partei des gesunden Menschenverstandes" zu erklären. Ob man damit jene noch erreicht, die wie damals, in sehr dunklen Zeiten, von einem "gesunden Volksempfinden" träumen? Wohl eher nicht. Hoffentlich geht dem Scheuer da noch ein Licht auf, bevor irgendwann alles zu spät ist.

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