Unter Bayern:Oberpfälzer Glückwünsche

Die Oma, die Enkelin und der emeritierte Papst Benedikt XVI. haben am gleichen Tag Geburtstag

Von Katja Auer

Wenn jemand Geburtstag hat, dann wird freundlich gratuliert, so gehört sich das. Je nach Alter und Stand des Jubilars können Glückwünsche und Geschenkkörbe umso opulenter ausfallen, es gibt aber auch Gegenden, wo kein großes Gewese gemacht wird um so ein jährlich wiederkehrendes Ereignis. Erst recht nicht, wenn gleich mehrere Familienmitglieder am gleichen Tag geboren sind. In der Oberpfalz wurde aus diesem Anlass Jahr für Jahr ein Gespräch geführt, das lediglich in der Lautstärke über die Jahre zugenommen hat:

"Griaß di Oma, alles Gute zum Geburtstag!"

"Ja, ja, Dir a."

"Gsund bleiben, gell!"

"Ja, ja, Du a."

"Dann feier' no gscheit!"

"Ja, ja, Du a."

Als 2005, kurz nach seinem 78. Geburtstag, Josef Ratzinger zu Papst Benedikt XVI. wurde, bekam das Gespräch eine neue Komponente, da zum Geburtstag der Oma und der Enkelin noch ein bemerkenswerter dazu gekommen war:

"Und, hat der Papst schon angerufen?"

"Ja, ja, haha."

"Dann passt's ja, ich soll Dich auch noch schön von ihm grüßen."

"Ja, ja, haha."

So ist die Konversation beibehalten worden auch über den Rücktritt von Benedikt XVI. 2013 hinaus, schließlich ist er ja für viele Bayern irgendwie trotzdem ihr Papst geblieben. Am Ostersonntag wird der emeritierte Pontifex 90 Jahre alt und obwohl er wegen seiner katholischen Prägung den Namenstag für bedeutender hält, werden die Glückwünsche zum Geburtstag heuer etwas umfangreicher ausfallen. Der Ministerpräsident reist nach Rom, die Gebirgsschützen und die Bürgermeisterin von Pentling, jenem Dorf, in dem er wohl seinen Ruhestand verbracht hätte, wäre er Kardinal geblieben.

Er wird wieder nicht dazu kommen, in der Oberpfalz anzurufen, aber das ist schon in Ordnung. Zumal es jenes Geburtstags-Gespräch von heuer an leider nicht mehr geben wird, nur noch wenn jemand erzählt, wie es früher war. Und so bleibt es eine Idee, wie es gewesen wäre, wenn sich der Papst doch einmal eingebracht hätte an diesem Jubeltag:

"Alles Gute und Gottes Segen Ihnen."

"Ja, ja, Dir a."

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