Unter Bayern:Gymnasium Plus Extra Spezial

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Die Staatsregierung krempelt ihre Schulpolitik komplett um. Neben dem bayerischen Abitur können die Schüler auch Abi light, Abi Zero und Abi Fanta machen.

Von Roman Deininger

München, 22. April. Mehrere Tausend Schüler aus allen Landesteilen sind am Freitagvormittag in München zusammengekommen, um Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) so lange zu kitzeln, bis er einen klaren Satz zum G 8/G 9 sagt. Bei Redaktionsschluss am späten Abend dauerte die Aktion im Hofgarten hinter der Staatskanzlei noch ergebnislos an.

Aus Regierungskreisen heißt es aber, die CSU wolle sowohl G 8 als auch G 9 beibehalten und mit einer "Oberstufe Regio" ergänzen. Die Gymnasiasten sollen so künftig neben dem bayerischen auch das Bremer, das Brandenburger oder das Berliner Abitur wählen können ("Abi light", "Abi Zero", "Abi Fanta"). Die Testphase dafür solle 20 Jahre dauern, das gab Seehofer am Freitag selbst preis: "Wir überstürzen nichts, oh Gott, nicht unter den Achseln!" Ausschließen wollte Seehofer nur eine Lösung: "Der Wladimir sagt immer, G 7 braucht kein Mensch."

Die neue Schulministerin Christine Haderthauer ("CSU Plus") erklärte, von einer "Rückkehr" zum G 9 könne nicht die Rede sein, es handele sich höchstens um eine "Neuankunft". Die Staatsregierung wechsele auch keineswegs flächendeckend den Kurs; es seien nur alle bayerischen Gymnasien Modellschulen. Haderthauer bestritt, dass es dem bayerischen Schulsystem an Durchlässigkeit fehle: "Viele Schüler schaffen es vom Gymnasium fast direkt auf die Hauptschule."

Bis die Änderungen greifen, sollen Schüler, die mit der Entscheidung zwischen G 8 und G 9 zu lange brauchen, im "Flexibilisierungsjahr Spezial" zur Verlegung von Glasfaserkabeln herangezogen werden. Eltern, die ihr Kind überhaupt nicht auf eine Schule schicken wollen, erhalten das neue "Betreuungsgeld Extra".

Der Schirmherr des bayerischen St. Bernhards-Klubs, Markus Söder ("CSU Max"), setzte eine "Sonderregelung für den ländlichen Raum" durch: Jeder Haushalt in Gemeinden mit weniger oder gleichviel Einwohnern wie Nürnberg bekommt ein Abitur geschenkt, "zur freien Verfügung", so Söder. Die Urkunden wolle er alle persönlich überreichen. Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber ("CSU Klassik") teilte mit, er halte die Einführung des G 8 weiter für richtig und freue sich außerdem auf die Fertigstellung des Transrapid zum Flughafen.

© SZ vom 23.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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