Unter Bayern:Eine faire Chance für Ilse Aigner

Im Kampf um die Seehofer-Nachfolge ist Söder kaum mehr zu stoppen. Man sollte ihm dringend ein paar Stein in den Weg legen

Von Roman Deininger

München, 11. September. Nach dem umjubelten Auftritt von Markus Söder auf dem Gillamoos will die CSU das parteiinterne Rennen um die Nachfolge von Ministerpräsident Horst Seehofer offener gestalten. "Wenn die Demokratie schwächelt, muss man ihr unter die Arme greifen", sagte Seehofer in München. "Die Ilse und die anderen Vögel haben eine faire Chance verdient." Söder werde deshalb von der CSU-Landesleitung mit einem intelligenten Elektrohalsband ausgestattet, das ihm immer einen Stromstoß versetzt, wenn er die Worte "Griechenland", "Asylrecht" oder "Bayerische Seenschifffahrt" benutzt. Man habe zudem gerichtlich ein "absolutes Kontaktverbot" für Söder mit den drei Bundesbürgern Maybrit I., Frank P. und Günther J. erwirkt.

In seinen Reden muss Söder künftig wie seine Konkurrentin Ilse Aigner bei etwa fünfzig Prozent aller Hauptwörter einen falschen Artikel verwenden. "Sonst Stromstoß", so Seehofer. Am Ende aller seiner Auftritte müsse Söder dreißig Sekunden lang Christine Haderthauer umarmen. Und damit er nicht mehr so "brutal attraktiv" wirke, müsse er von jetzt an Alexander Dobrindts Brille tragen.

Damit auch die anderen Bewerber politisch ernst genommen werden, will Seehofer ihnen in den nächsten Monaten "Schmutzeleien" und "charakterliche Schwächen" vorwerfen. "Obwohl das beim Manfred Weber schwer wird", so Seehofer. Den Bayerischen Rundfunk hat Seehofer angewiesen, für Aigner und Weber neue Hauptrollen in die Serie "Dahoam is dahoam" zu schreiben. Die Wochenzeitung Die Zeit soll von CSU-Hausjuristen gezwungen werden, nach ihrem dreiseitigen Söder-Porträt auch Aigner auf gleicher Länge vorzustellen. "Wir lassen uns unsere Wahl nicht von diesem Hamburger Sozen-Verein entscheiden", so Seehofer. "Dann sollen sie bei der Ilse halt viele Bilder nehmen."

Seehofer kündigte an, Aigners Wahlergebnis als Vorsitzende des CSU-Bezirks Oberbayern von 96,3 Prozent auf jene 98 Prozent "aufzurunden", die Söder in Mittelfranken erhalten hat. Außerdem werde die CSU Hunderten Flüchtlingen Arbeit geben; sie werden Aigner künftig als Claqueure zu allen Auftritten begleiten. Als "Gastkandidaten" um den CSU-Vorsitz brachte Seehofer den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán und US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump ins Gespräch: "Beide sind mir durch ihre guten Ideen in der Asylpolitik aufgefallen."

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