Unter Bayern:Ein Minister kommt groß raus

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Von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt gibt es endlich bleibende Worte

Von Katja Auer

Oft hätte der Satz schon fallen können in der Politik, jedes Mal passend. Wenn Horst Seehofer lieber doch nicht sagt, ob er noch länger Ministerpräsident und Parteichef bleiben will, sondern die Revolutionäre in der CSU und alle anderen erst mal ratlos stehen lässt: So isser, der Seehofer.

Wenn die SPD ihre Spitzenkandidatin zur Landtagswahl eher versehentlich an einem Sonntagnachmittag kürt und es verpasst, die Personalie gleich ordentlich als Wahlkampfauftakt zu vermarkten: So isser, der bayerische Genosse.

Wenn der Kultusminister seine Kabinettskollegin Ilse Aigner anpoltert und ihr politisches Leichtmatrosentum vorhält, weil sie eine Frau ist, ach nein, weil sie eine Befragung der CSU-Basis über den nächsten Spitzenkandidaten in Erwägung gezogen hat: So isser, der Spaenle.

Aber nun hat sich ein anderer Politiker auf diese Weise exponiert, über den bislang vermutlich die wenigsten Durchschnittsbürger sinnierten, wie er wohl ist, weil sie zunächst überlegen müssten, was er denn ist. Er ist also Bundeslandwirtschaftsminister, obwohl er eigentlich Verteidigungspolitiker ist und aufgrund einer Verkettung diverser Umstände in dieses Amt rutschte, wie es halt manchmal so geht in der Politik. Zudem bekleidet er das Amt eines stellvertretenden CSU-Vorsitzenden, was vermutlich auch nicht jedem Parteimitglied auf Anhieb einfällt. Christian Schmidt hat nun dieser Tage in Brüssel dem weiteren Einsatz von Glyphosat zugestimmt und damit größere Verwerfungen zwischen Union und SPD ausgelöst und hernach gesagt: So isser, der Schmidt.

Berühmte Sätze von Schmidt sind bislang nicht überliefert, bis auf diesen: "An apple a day keeps putin away", sagte er 2014, um für den Verzehr von heimischem Obst zu werben, über das Russland ein Importverbot verhängt hatte. Möglicherweise hat sich ihm irgendwann erschlossen, dass er es mit diesem Satz nicht in die Rhetorik-Bestenliste der CSU schaffen würde. Darin müsste man den Strauß-Klassiker vermerken: "Ich brauche keine Opposition, ich bin schon Demokrat", ebenso wie Seehofers Söder-Analyse: "Zu viele Schmutzeleien". Und jetzt auch Christian Schmidt. Der Glyphosat-Schmidt. Der Gift-Schmidt. So kennt man ihn jetzt. So isser.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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