Unter Bayern:Die CSU und ihr Frauentum

Vielleicht hat für Horst Seehofer erst den Gang nach Berlin gebraucht, um seine wahre Einstellung zur Frauenquote zeigen zu können. Hätte er sonst für 388 Beamtinnen in der "Abteilung S" neue Jobs geschaffent?

Kolumne von Roman Deininger

Berlin, 30. März. Die Einstellungswelle im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat soll auch über die Osterfeiertage weitergehen. "Frauenpower wird bei uns groß geschrieben", sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Karfreitag beim Spatenstich für den Erweiterungsbau des Betriebskindergartens. Bereits am Dienstag sollen 388 neue Beamtinnen ihren Dienst in Seehofers Haus antreten, alle in der neu gegründeten "Abteilung S" für Statisterie. Etwa ein bis zwei Dutzend Mitarbeiterinnen der Abteilung S sollen künftig bei jedweden Foto- oder Filmaufnahmen des Ministeriums ins Bild springen und sich zwanglos unter Seehofers Führungsmannschaft mischen.

"Die Aufgabe erfordert eine hohe Belastbarkeit und die Bereitschaft zu zahlreichen Abend- und Wochenenddiensten", lobte Seehofer. Der Frauenanteil in der Abteilung S werde 100 Prozent betragen, "das übertrifft sogar noch die Werte in den Berufsfeldern Krankenpflege und Kosmetik". Der CSU-Vorsitzende betonte, es bleibe Position seiner Partei, dass "Frauentum" an sich nicht zu Deutschland gehöre, "weibliche Menschen" jedoch sehr wohl. Alle Kritiker und Spötter der vergangenen Tage lädt die CSU zu einem Wochenendseminar in Kloster Banz ein, das die neue bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber unter dem Titel "Chancen und Risiken der Frauenförderung" leiten wird. Seehofer verteidigte außerdem die Kosten für den Stellenzuwachs in seinem Haus. Im Gegenzug habe man quasi über Nacht eine ganze Fotografen-Stelle abgebaut.

Ein Sprecher des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) stellte unterdessen klar, dass der Islam immer dann Bestandteil von Bayern sei, wenn Söder bei Veranstaltungen von muslimischen Verbänden spricht, wie etwa 2012 auf dem Sommerfest der Nürnberger Ditib-Gemeinde. Nicht zu Bayern gehöre der Islam, wenn Söder bei Veranstaltungen der CSU auftritt. Ihren niedrigsten Stand erreicht die Zugehörigkeit des Islam zu Bayern demnach alljährlich am Aschermittwoch zwischen zehn und 13 Uhr. Diese Regelung sei "hoffentlich flexibel genug, dass für jeden etwas dabei ist". Im Übrigen habe der Ministerpräsident mehrere neue Hundevideos online gestellt. "Check it out", so der Sprecher.

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