Unter Bayern :Der Protestant und die Päpste

Markus Söder reist in den Vatikan. Das war zu erwarten, schließlich hat sich noch kein Ministerpräsident die Fotos mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche entgehen lassen. Zumindest nicht, seit das ein Bayer ist. Oder war. Ein Rücktritt ist in dem Fall nicht entscheidend

Kolumne von Katja Auer

Ministerpräsident Markus Söder reist zum Papst, da hat man drauf warten können. Zu den Päpsten, muss man sagen, denn er trifft sowohl das amtierende Oberhaupt der katholischen Kirche, Franziskus, als auch den emeritierten Benedikt XVI. Das gibt wieder schöne Bilder, so von Landsmann zu Landsmann, das hat sich noch kein Ministerpräsident nehmen lassen, seit der Bayer Joseph Ratzinger 2005 zum Papst gewählt wurde. Und es hörte mit seinem Rücktritt 2013 nicht auf.

Horst Seehofer war zum 90. Geburtstag Benedikts da, samt Gebirgsschützen, Bier und Weißwürsten. Zum verspäteten 80. kam Günther Beckstein mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks vorbei, es war seine erste Auslandsreise als Ministerpräsident. Der Protestant beim Papst, viel genützt hat es bei der Landtagswahl trotzdem nicht. Edmund Stoiber war auch im Vatikan, und, noch viel besser, der Papst kam 2006 zum Gegenbesuch. Da waren die Bayern so fromm wie lange nicht, die Leitkultur strahlte nur so heraus aus Trachten und Fähnchen und Weihrauchfässern, und der Himmel blitzte weiß und blau.

Das würde dem Protestanten Söder auch gefallen, von prächtigen Inszenierungen verstehen die Katholiken mindestens so viel wie die CSU. Doch ein Besuch von Franziskus könnte weniger heimelig verlaufen, der würde am Ende die Flüchtlinge im Aufnahmezentrum in Manching besuchen wollen. Oder allzu kritisch nach dem "C" im Parteinamen fragen.

Dann lieber nach Rom. Benedikt XVI. wird gemeinhin konservativ genannt, wie die CSU, und sein Privatsekretär hat gerade erst Söders Kreuz-Erlass gelobt. Passt wunderbar. Allerdings gilt der emeritierte Papst als Denker, während Söder momentan eher durch Taten auffällt. Kreuz-Erlass, Polizeiaufgabengesetz, bis man schaut, hat er schon wieder regiert. Das große Nachdenken folgt erst noch, zum Kreuz-Erlass beruft er jetzt einen runden Tisch ein, das Polizeiaufgabengesetz soll eine Kommission begleiten. Erst denken, dann reden, heißt es zwar gemeinhin, aber Söder scheint das umgekehrte Prinzip zu bevorzugen, zumindest für die Öffentlichkeit. Für die jedenfalls wird es ein paar schöne Fotos geben, das steht fest. Der Protestant beim Papst. Mal sehen, ob es diesmal hilft.

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