Unter Bayern:Dem Mars geweiht

Wenn auf Horst ein Markus folgt: Was verraten die Vornamen der bayerischen Spitzenpolitiker?

Kolumne von Nadeschda Scharfenberg

Es ist ein Jammer, dass aus Otto Hünnerkopf nichts Großes geworden ist in der bayerischen Politik. 1972 trat der Unterfranke in die CSU ein, da war Markus Söder gerade mal fünf. Trotzdem ist jetzt der Söder Ministerpräsident, während der Hünnerkopf eher unauffällig im Landtag hockt. Wäre Hünnerkopf Seehofers Nachfolger geworden, hätte man die schöne Überschrift machen können: Otto ist der neue Horst. Aber leider ist nun mal Markus der neue Horst, während Horst ("der Islam gehört nicht zu Deutschland") auf Twitter der neue #Vollhorst ist.

Der Wechsel vom Horst zum Markus ist schon aus allen möglichen Blickwinkeln analysiert worden, aber noch nicht aus vornamentechnischer Sicht. Dabei verraten sie eine Menge über den politischen Charakter ihrer Träger.

Horst also, beliebtester Jungenname 1934, in Seehofers Geburtsjahr 1949 auf Rang 15 abgerutscht und danach ins Bodenlose gestürzt. Gebräuchlich höchstens als Schimpfwort, aber nicht mal auf dem Gebiet der Verunglimpfung ist er noch unangefochten, seit Otto der neue Horst ist. Nach einer Theorie leitet sich Horst vom niederdeutschen Wort für "Wald, Gehölz, Dickicht, Gebüsch" ab, eine andere Theorie setzt ihn mit dem englischen horse (Pferd) in Verbindung. Passt beides, je nachdem, ob man Seehofers Politikstil als Bäumchen-wechsel-dich-Methode oder als sprunghaft bezeichnet.

Markus hat es in den Vornamen-Hitlisten nie auf Platz eins geschafft, 1967, als Söder geboren wurde, belegte er Rang zehn. Markus ist ein Vorname der Kategorie "Da macht man nichts falsch", was Söder sofort für sich reklamieren würde. Die Bedeutung passt hervorragend zum Selbstverständnis des Trägers: dem Mars geweiht. Damit ist nicht der süße Schokoriegel gemeint, sondern der Kriegsgott, ein Haudrauf der römischen Mythologie. So mächtig war Mars, dass nach ihm ein Wochentag (Dienstag), ein Monat (März) und der rote Planet benannt sind. In der Astrologie steht der Mars für Energie und Durchsetzungsstärke, seiner Kraft wohnt aber auch etwas Zerstörerisches inne (-> Kultusminister Ludwig Spaenle) Spaenles Vorname bedeutet übrigens im Althochdeutschen "berühmter Krieger".

Nomen non semper est omen. Spaenle hat seinen Kampf gegen Mars jedenfalls verloren.

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