Medienkompetenz der CSU:Christl Met und falsche Parolen

Bayerisches Kabinett

Den Medien gegenüber ist Ministerpräsident Horst Seehofer stets sehr kritisch, das eigene Filmteam ist in der Staatskanzlei aber hoch willkommen.

(Foto: Nicolas Armer)

Oliver Welke, Jan Böhmermann? Braucht's ned! Wir Bayern haben ja unsere Staatsregierung - und die hat ihren eigenen Youtube-Kanal.

Glosse von Franz Kotteder

Man hat es oft nicht leicht mit der modernen Welt, werden sie sich gesagt haben in der bayerischen Staatskanzlei: "Aber es hilft ja nichts, wir müssen mit der Zeit gehen!" Und so geschah es. Die Staatskanzlei erfand ihren eigenen Youtube-Kanal, und seitdem stellt sie unablässig Videos ins Netz. Leider finden nicht alle Clips jenes große Publikum, dessen sie würdig wären. Die Aufrufzahlen, meist um die 250, lassen darauf schließen, dass bestenfalls der erweiterte Verwandten- und Bekanntenkreis des jeweiligen Ministers oder der jeweiligen Ministerin zuschaut.

Das ist schade, und deshalb soll an dieser Stelle die Empfehlung ausgesprochen werden, sich das Ganze einmal anzutun. Es ist nämlich zum Kugeln, weil es ernst gemeint ist und sich doch jeder Satire entzieht. Gerade eben stellte Innenminister Joachim Herrmann zum Beispiel die "Polizeiliche Kriminalstatistik 2014" vor. Logisch, dass Bayern zwar das sicherste Bundesland von allen ist. Dennoch gibt es leider Einbrecher. Die Staatskanzlei zeigt dazu ein Bild von einem Arbeitszimmer. Auf die Gardine hat jemand mit großen Buchstaben den Satz geschmiert: "Tür war gekippt!" So geht Vorbeugung heute. Eine Minute später warnt Herrmann vor Drogenmissbrauch, bei dem offenbar eine gewisse "Christl Met", wie Herrmann sie nennt, die Finger im Spiel hat. Ob es sich dabei um eine Schwester der Bräurosl handelt? Oder eine Tochter von Maria Johanna? Man weiß es nicht.

Andere Höhepunkte sind Heimatminister Markus Söder zur Behördenverlagerung (zwei Minuten O-Ton Söder ohne Atempause, Punkt und Komma) oder Europaministerin Beate Merk im Aufklärungseinsatz gegen Wirtschaftsflüchtlinge. Kaum stehen 1000 vor der Tür, von denen 800 Kosovaren sind, ist die Merk schon in Pristina, um dort der Regierung ins Gewissen zu reden. "Falsche Parolen aus sozialen Netzwerken", mutmaßt sie, seien Auslöser der, nun ja: Flüchtlingsflut. Doch eine wie Merk weiß sich zu helfen. "Sofortmaßnahme: ein Auftritt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen", verkündet das Video. Da graust es den Schleusern natürlich! Und nicht nur denen.

So geht Satire heutzutage. Andere haben Jan Böhmermann oder Oliver Welke. Wir aber haben die bayerische Staatsregierung. Wie schön.

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