Unter Bayern:Bayern, ein Land mit afrikanischen Wurzeln

Unter Bayern: Totenbeschwörung, Regentanz oder Voodoo-Zauber? Das Schuhplatteln in Bayern ist irgendwie alles zusammen.

Totenbeschwörung, Regentanz oder Voodoo-Zauber? Das Schuhplatteln in Bayern ist irgendwie alles zusammen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Nachfahren von Russen vermutete man in den Bayern einmal. Dabei sind die afrikanischen Spuren viel sichtbarer. Willkommen in Bayern, einem traditionell multiethnischen Land.

Kolumne von Hans Kratzer

Vor gut tausend Jahren hat der Tegernseer Mönch Froumund behauptet, die Armenier und die hinter dem Ararat lebenden Völker hätten seinerzeit bairisch gesprochen. Die These, die Bayern seien ein ungezähmtes Volk aus dem Osten, also quasi Russen, hat dadurch starken Auftrieb erfahren. Es dauerte aber nicht lange, bis die Bayern mehr im Süden verortet wurden, anders gesagt: Alsbald galten sie als Afrikaner.

Ein Journalist aus Hamburg hat diesen Glauben befördert, indem er zwischen den Gepflogenheiten der Bayern und der Stammesgruppen aus dem afrikanischen Busch frappierende Ähnlichkeiten ausmachte. Als Beleg führte er die politischen Aschermittwochsreden und ihre an Voodoo-Zauber erinnernden Verwünschungen der Widersacher an sowie Stammesrituale wie das gemeinschaftliche Abfieseln von Opfertieren. Hier meinte er wohl Hendl und Steckerlfische.

Dass Brüder und Schwestern aus Afrika das Land Bayern geprägt haben, steht außer Zweifel. Nicht nur, dass Legionäre aus dem Maghreb einst am Limes stationiert waren. Auf bayerischem Boden wurden Artefakte aus dem 2. Jahrhundert gefunden, auf denen afrikanische Männerköpfe dargestellt sind. Manch einer hält die Bayern wegen der gekräuselten Haare der Männer und des dunklen Teints der Frauen für deren Nachkommen.

Aber schon damals hat es Aversionen gegen Zuwanderer gegeben. Anno 304 ist in Augsburg die Afrikanerin Afra verbrannt worden, sie war die erste christliche Märtyrerin nördlich der Alpen. Trotzdem: Dass Coburg und Pappenheim den Mohr in ihrem Stadtwappen tragen, dass das Caput Aethiopum das Herrschaftszeichen der Bischöfe von Freising war, zeigt die überragende Bedeutung afrikanischer Menschen und Phänomene in dieser Gegend.

Warum es überhaupt Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben gibt, ist auch im traditionell multiethnischen Land Bayern nicht endgültig zu klären. Immerhin gibt es dazu eine interessante, auf einem bayerischen Bauernhof entwickelte und vom Regensburger Kreisheimatpfleger Josef Fendl dokumentierte These folgenden Inhalts. "Jetzt hast as", hat der dortige Bauer zu seinem Weib gesagt, wie sie ihm in der Klinik ein dunkelhäutiges Baby gezeigt hat: "Weilst allerweil s'Licht ausgmacht hast!"

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