Union:Seehofer kontert Kritik der CSU-Parteigrößen

Union: Immer einen Kopf voraus. Seehofer mag die Kritik von Waigel nicht.

Immer einen Kopf voraus. Seehofer mag die Kritik von Waigel nicht.

(Foto: Robert Haas)
  • Theo Waigel mahnt die CSU zur Ruhe im Richtungsstreit.
  • Parteichef Horst Seehofer will sich aber nicht in die Parade fahren lassen.
  • Den Streit mit der Schwesterpartei klärt er dennoch umsichtig: Merkel und er wüssten, dass sie eine "historische Aufgabe" vor sich hätten, sagte der CSU-Chef.

Von Wolfgang Wittl

Keine andere Partei strapaziert Fußballmetaphern mehr als die CSU: Bayern spielt in der Champions League. Der Parteichef agiert wie ein Trainer, aber auch wie ein Teamplayer. Horst Seehofer plädiert inzwischen sogar für eine eigene bayerische Profiliga. Der jüngste Vergleich aber hat dem CSU-Chef gar nicht gefallen.

Zum Richtungsstreit zwischen CDU und CSU sagte Seehofers Vor-Vor-Vorgänger Theo Waigel, Deutschland sei 1954 zwar mit dem Halbrechten Max Morlock Weltmeister geworden. Aber es habe auch den Halblinken Fritz Walter gegeben, den Kapitän. Seehofers Konter folgte prompt: Man könne nicht mit jahrzehntealten Rezepten die Probleme von heute lösen, sagte er nun. Sprich: Deutschland bekäme bei der Europameisterschaft ziemliche Probleme, spielte man wie anno '54.

Seehofers Reaktion zeigt, dass Waigels Worte offenbar Eindruck hinterlassen haben. Neben dem CSU-Ehrenvorsitzenden zweifeln ja auch andere frühere Parteigrößen am derzeitigen Kurs. Vor allem kirchlich geprägte Politiker wie Hans Maier, Johann Böhm und Alois Glück fordern ein Ende des Streits mit der CDU und eine noch stärkere Betonung der vielen Leistungen, die Bayern in der Flüchtlingsfrage bereits erbringe. Es reiche nicht, die Probleme der Menschen nur zu verstehen. Eine Partei mit dem Gestaltungsanspruch der CSU müsse sie auch lösen, fordert Glück.

Kritiker äußern sich ja nicht um ihrer selbst willen

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, der ehemalige Generalsekretär, soll sich im CSU-Strategieteam spöttelnd über die Mahnungen der Altvorderen geäußert haben. Die Beiträge seien so ernst zu nehmen wie die von Heiner Geißler in der CDU, also wohl gar nicht. Es gibt aber auch führende CSU-Politiker, die nachdenklich werden ob der Warnungen. Die Kritiker äußerten sich ja nicht um ihrer selbst willen, sondern weil sie etwas umtreibe.

Glück etwa gilt in der Partei bis heute als kluger Ratgeber, aus ganz Deutschland kamen Anfragen, wo sein 21-seitiger Diskussionsbeitrag nun zu finden sei. Der frühere Fraktionschef aber hält sich lieber zurück. Sein Papier versteckte er auf der Homepage des CSU-Kreisverbands Traunstein, ein einziges Mal nur äußerte sich Glück öffentlich in der Passauer Neuen Presse, weitere Anfragen blockt er ab. Er wolle der CSU einen Impuls geben und nicht selbst im Mittelpunkt stehen. Die Diskussion müsse in der Partei stattfinden.

Die Partei müsse es schaffen, stärker auf die CDU zuzugehen, und trotzdem ihren Weg beibehalten, sagt ein Vorstandsmitglied. Die Union brauche beide: Angela Merkel und Seehofer. Der ging am Dienstag einen weiteren Schritt auf die Kanzlerin zu. Merkel und er wüssten, dass sie eine "historische Aufgabe" vor sich hätten, sagte der CSU-Chef. Ein Fundament des Vertrauens sei wieder gelegt, es müssten aber konkrete Vereinbarungen folgen.

Dabei, merkte Seehofer süffisant an, werde er "alle Ratschläge von Menschen mit gehobener Erfahrung natürlich mit berücksichtigen". Überhaupt: Wenn die Öffentlichkeit wüsste, was in den persönlichen Gesprächen mit den älteren Ratgebern wirklich gesagt werde, würde man diese Debatte nun nicht führen. Wünsche nach einer weiteren Amtszeit Seehofers? Im Fußball hieße das Verlängerung.

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