Unbespielbarer Fußballplatz des TSV Velden:Würmer stoppen Stürmer

Weil sich im Boden Myriaden von Regenwürmern angesiedelt haben, hat sich der Fußballplatz des TSV Velden in eine unbespielbare matschige Fläche verwandelt. Auf den kleinen Verein könnte jetzt eine kostspielige Sanierung des Spielfelds zukommen.

Sarah Ehrmann

Fußballfeld

In so manchem Sportplatz ist der Wurm drin. Wird der Boden durch Dauerbelastung zu sehr verdichtet, vermehren sich die Regenwürmer, bis sie zur Plage werden.

(Foto: Jakob Berr)

Helmut Egert ist sauer. "Ich will endlich, dass wieder Ruhe ist um das Thema mit den Regenwürmern und dem Sportplatz." Seit Tagen klingle sein Telefon ständig, erzählt der Leiter der Fußball-Abteilung des TSV Velden, und morgens beim Bäcker sprächen ihn Nachbarn an und fragten hämisch, was er denn nun zu tun gedenke, mit "seine Würm".

Beim TSV Velden ist nämlich sprichwörtlich der Wurm drin: Im Boden des Veldener Sportplatzes tummeln sich so viele Regenwürmer, dass sich das Spielfeld in eine matschige Fläche verwandelt hat, glitschig und rutschig ist der Rasen, "den können S' mit dem Fuß kneten", sagt Egert geknickt.

Aus Sorge, dass Sportler ausrutschen und sich verletzen könnten, hatte Egert beim letzten Bezirksligaspiel der Saison am Wochenende das Heimrecht gegen das Gastrecht in Eggenfelden getauscht - denn auf dem eigenen Platz "rutscht man im Moment wie auf Schmierseife". Dass dem kleinen Verein aus dem Landkreis Landshut durch diese Vorsichtsmaßnahme so viel Aufmerksamkeit und Häme zukommt - damit hatte Egert, den sonst nichts so schnell aus der Ruhe bringt, nicht gerechnet. "Wir sind doch nicht die einzigen, die so ein Problem haben - doch jetzt schlägt das solche Wogen."

Im Sommer waren die ersten feuchten Stellen im Mittelfeld des Spielfelds des TSV aufgefallen - obwohl es nicht geregnet hatte. Dann entdeckten die Vereinsverantwortlichen weiche Kothügelchen, die aussahen wie ein Haufen hellbrauner Stecknadelköpfe. Der Anblick, der Hobbygärtner auf ihren Komposthaufen in Verzückung versetzt, erfreute beim TSV niemanden. "In einem normalen Boden können pro Quadratmeter mehrere hundert Regenwürmer leben, in einem Sportplatz hätte man am liebsten gar keine", sagt Thomas Leopoldseder von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG). Er sieht beim Veldener Fall Ähnlichkeiten mit jenen Bodenproben, in denen mehr als 1000 Regenwürmer pro Quadratmeter gefunden worden waren.

Ein Eldorado für Angler und Gärtner. Doch dass sich in Velden bald Horden zum Regenwurm-Sammeln einfinden, schließt Helmut Egert aus. Da keiner wisse, wie tief sich die Würmer bereits zur Kältestarre ins Erdreich zurückgezogen haben, kommt nämlich das Mittel nicht zum Einsatz, das in den Boden eingeführt wird und die Ringelwürmer an die Oberfläche treiben soll. "Wir haben uns Rat bei einem Sportplatzbauer geholt und werden heuer gar nichts mehr unternehmen, erst im kommenden Frühjahr", sagt Egert.

Dann soll der Rasen ein- bis zweimal gesandet werden. Ein teurer Akt: Es kostet etwa 2000 Euro, den Boden mit einer gestachelten Walze aufzuwerfen und dann Quarzsand in die Löcher zu füllen. Viel Geld für den kleinen TSV.

Sie pflanzen sich munter fort

Thomas Leopoldseder von der LWG kennt die Probleme der Fußballvereine: "Viele Vereine lassen das gemähte Gras als natürlichen Dünger auf dem Spielfeld liegen, damit sie nicht soviel Kunstdünger zukaufen müssen und etwas sparen können." Doch anders als Gartenrasen ist der Boden von Fußballplätzen durch Dauerbelastung und Stollenschuhe sehr verdichtet. Wasser kann schlecht ablaufen. In der obersten Bodenschicht bildet sich leicht der sogenannte Rasenfilz, der den Luftaustausch behindert. Fangen die Wurzeln erst einmal zu faulen an, sind sie ein Leibgericht für Regenwürmer, die sich dann munter fortpflanzen.

Zwar war auch der Fußballplatz in Velden im vergangenen Jahr gesandet worden, "aber das war vielleicht zu spät", räumt Egert ein. "Aber wir sind kein Proficlub, sondern ein kleiner Verein, und wenn ich so viel Geld in die Hand nehme, muss ich überzeugt sein, dass es notwendig ist." Er hofft nun, dass der Winter das Wurmproblem von selber löst. Denn trockene, kalte Winter machen Ringelwürmern den Garaus. Und im Frühjahr ist der Rasen dann zumindest so hart, dass man ihn vertikutieren kann, also die Grasnarbe anritzen, um Mulch und Moos zu entfernen.

Und wenn die zur Plage gewordenen Nützlinge dann immer noch in Velden bleiben wollen, könnte Strom oder Vibration sie aus dem Boden vertreiben. Bis zur Rückrunde trainieren die Fußballer des TSV Velden nun vorerst auf dem Trainingsplatz oder in der Halle. "Die Saison ist vorbei, jetzt ist erst mal Ruhe", sagt Egert.

Thomas Leopoldseder ist wenig zuversichtlich, dass sich das Wurmproblem nach dem Winter in Luft auflöst: "Wenn es nichts hilft, den Rasen zu vertikutieren, die Mähgutabfuhr umzustellen und anders zu düngen, bleibt nur eine Oberflächenrenovierung - die ist aber extrem teuer. Muss das Feld dann gleich bespielt werden, bleibt nur Rollrasen, aber da sind wir wie in der Bundesliga gleich bei 30.000 Euro."

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