Umweltschutz:Kraftwerke graben Fischen das Wasser ab

Umweltschutz: Obwohl es gerade viel geregnet hat, kämpft sich die Prien stellenweise nur noch als Rinnsal durch den Kies.

Obwohl es gerade viel geregnet hat, kämpft sich die Prien stellenweise nur noch als Rinnsal durch den Kies.

(Foto: Matthias Köpf)
  • Angler und Umweltschützer beklagen, dass kleine Kraftwerke Bayerns Bächen und Flüssen das Wasser nehmen.
  • Seit Jahren schon wartet man auf den angekündigten Restwasser-Leitfaden der Staatsregierung.
  • Einige Politiker halten es für sinnvoller, große Anlagen zu modernisieren, als viele kleine zu betreiben.

Von Matthias Köpf, Frasdorf

Der schmale Kanal zieht sich knappe 400 Meter in geraden Linien durch das Tal, er ist bis obenhin voll. Aus der Mühle, die es hier mindestens seit dem 15. Jahrhundert gibt, dringt schon seit 1919 das stete Surren einer Turbine. Die Prien selbst muss einen etwas weiteren Bogen durch ihr eigenes Tal schlagen. Auf den gut 500 Metern zwischen dem Wehr und dem Auslauf der Mühle ist sie stellenweise kaum mehr als ein Rinnsal, obwohl hier im Hügelland nördlich des Chiemsees gerade ein heftiger Gewitterregen niedergegangen ist.

Vor dem Regen war der Fluss über mehrere Tage hinweg ganz trocken gefallen, beklagt der Landesfischereiverband. Für ihn ist die Prien eins von vielen Beispielen dafür, wie kleine Kraftwerke Bayerns Bächen und Flüssen das Wasser abgraben.

Die örtlichen Angler streiten mit den Betreibern von rund einem halben Dutzend kleinerer Kraftwerke an der Prien schon seit langem darüber, ob diese zu viel Wasser auf die eigenen Mühlen leiten und zu wenig in den natürlichen Flussbetten lassen. Für eine lokale Einigung sind die Fronten inzwischen zu verhärtet, weshalb die Fischer Unterstützung von ihrem Landesverband und nun auch vom SPD-Umweltpolitiker Florian von Brunn erhoffen.

Der kritisiert den mangelnden Durchsetzungswillen der Staatsregierung und ihrer Behörden. "Die Bereitschaft ist nicht sehr ausgeprägt, sich mit den Eigentümern anzulegen". Laut einer Richtlinie der EU sollten alle Gewässer schon seit 2015 und nach einer neuerlichen Fristverlängerung endgültig bis 2027 in einem als "gut" einzustufenden ökologischen Zustand sein. Die Prien erreicht aber nur einen "mäßigen" Zustand.

Das wiederum liegt nach Ansicht von Johannes Schnell vom Landesfischereiverband an der mangelnden Durchlässigkeit für Fische und daran, dass die Prien immer wieder trocken fällt, weil die Kraftwerksbetreiber weit weniger Restwasser im Flussbett lassen, als sie eigentlich müssten. Die Zeiten, in denen der Fluss auf natürliche Weise trocken falle, würden so entscheidend verlängert. In den letzten Gumpen würden die Fische eine leichte Beute für Reiher und Füchse oder gingen ein, weil das wenige Wasser darin im Sommer zu warm wird oder im Winter komplett durchfriert.

Das Thema ist eigentlich bundesweit geregelt

Wie der Abgeordnete von Brunn wartet auch Schnell nach eigenem Empfinden schon zu lang auf den angekündigten Restwasser-Leitfaden der Staatsregierung. Bundesweit sei das Thema eigentlich seit 2010 neu geregelt. Seither gebe es auch eine Handhabe bei Anlagen, deren Betreiber sich auf teils schon Jahrhunderte alte Rechte berufen können. Von den mehr als 3000 "Ausleitungskraftwerken" mit eigenem Kanal verfügen 1700 über solche Altrechte. Die meisten sind kleine Anlagen, die wenig Strom erzeugen. Zugleich sind laut Schnell rund 3400 von insgesamt 4200 Wasserkraftwerken in Bayern Kleinanlangen, die zusammen gerade einmal 120 000 Haushalte versorgen.

Dagegen soll beispielsweise allein das große Kraftwerk bei Töging am Inn nach dem laufenden Ausbau 200 000 Haushalte versorgen. Schnell und von Brunn halten es für sinnvoller, solche großen Anlagen zu modernisieren, als viele kleine auch noch mit Subventionen für erneuerbare Energien zu fördern, obwohl sie meist auch so leicht verdientes Geld brächten und zugleich die Ökologie der Gewässer zerstörten.

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