Umweltministerium:Flussperlmuscheln illegal gefischt

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Unbekannte haben in den vergangenen Wochen mehrere Tausend Flussperlmuscheln aus Bächen und Flüsschen in der Region Hof gefischt. Damit haben sie der hochbedrohten Tierart einen so massiven Schaden zugefügt, dass das Umweltministerium für Hinweise zur Aufklärung der Straftaten 10 000 Euro Belohnung ausgesetzt hat. "Flussperlmuscheln sind vom Aussterben bedroht", sagte Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU). "Wilderei von so seltenen und streng geschützten Tieren muss konsequent verfolgt und bestraft werden. Wir dulden kein kriminelles Verhalten in der Natur."

Flussperlmuscheln waren einst weit verbreitet in Bayern. Inzwischen sind sie extrem selten und vom Aussterben bedroht. Das liegt daran, dass sie ihre Nahrung - winzige Rückstände von abgestorbenen Pflanzen und Tieren - direkt aus dem Flusswasser filtern und deshalb schon unter den geringsten Verschlechterungen der Wasserqualität leiden. Auch die Begradigung der Bachläufe sowie der Bau von Dämmen und Deichen hat die Populationen massiv geschädigt. Inzwischen kommen Flussperlmuscheln nur noch in ganz wenigen naturbelassenen Bächen im Bayerischen Wald, im oberfränkischen Fichtelgebirge und in der Rhön vor.

Das Vorkommen in Oberfranken gilt sogar als das letzte größere in Mitteleuropa. Experten zählten dort etwa 30 000 Flussperlmuscheln. Nach den illegalen Abfischungen dürften es noch höchstens 25 000 sein. Etwa 1500 Muscheln verschwanden Anfang August. Vor wenigen Tagen stellten Experten der Wasserwirtschaftsverwaltung, die sich um den Flussperlmuschel-Schutz kümmern, dann den spurlosen Verlust von weiteren 4000 Tieren fest. Die Muscheln waren offenbar professionell abgefischt worden.

Als Täter kommen Schatzsucher in Frage, die auf Schmuckperlen aus sind. Die Perlen der Flussperlmuschel waren einst hoch begehrt. Allerdings dürften die Täter kaum fündig werden. Denn nur eine von 2000 Flussperlmuscheln bildet tatsächlich eine Perle aus. Als Delikatesse kommen die Tiere ebenfalls nicht in Frage - sie schmecken nicht. Hinweise nimmt die Polizei im oberfränkischen Rehau unter Telefon 09283/8600 entgegen.

© SZ vom 30.09.2016 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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