Umwelt und Energie:Massive Kritik an "teuren Irrwegen"

BN fordert konkretes Handeln von Staatsregierung beim Klimaschutz

Der Bund Naturschutz (BN) hat die Staatsregierung aufgefordert, "endlich ein ambitioniertes Klimaschutz- und Energiesparprogramm" aufzulegen. "Das Klimaschutzabkommen von Paris muss zu konkretem Handeln in Bayern führen", sagte der BN-Vorsitzende Hubert Weiger am Montag in Nürnberg. "Der Freistaat muss jetzt in allen Bereichen aktiv werden - von der Landwirtschaft über den Siedlungsbau und den Verkehr bis zur Energieerzeugung." Die Erleichterungen, welche die Staatsregierung für Gewerbegebiete auf der grünen Wiese plant, kritisierte Weiger hingegen als "teuren Irrweg", den man unbedingt stoppen müsse. Gleiches gelte für millionenschwere Investitionen in neue Straßen und Flughäfen, aber auch den Wintertourismus mit immer neuen Skiabfahrten und Beschneiungsanlagen.

"Wir müssen die Landwirtschafts-, Energie- und Verkehrswende voranbringen", erklärte der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner. "Treibhausgase lassen sich am besten durch den Abbau milliardenschwerer Subventionen für Flugbenzin, Diesel oder die Atom- und Kohlewirtschaft verringern." Als Allererstes müssten Staatsregierung und Landtag "die dritte Startbahn am Münchner Flughafen beerdigen". Außerdem müsse Ministerpräsident Horst Seehofer ernst machen mit seinem Bekenntnis zum Erhalt von Bayerns Landschaften. "Wer mit der Schönheit der Alpen wirbt, darf keine Skilifte und Schneekanonen genehmigen, wie das im Allgäu am Riedberger Horn passieren soll."

Der größte Erfolg in diesem Jahr ist für den BN die Abschaltung des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld am 27. Juni 2015. Verbandschef Weiger erinnerte daran, dass der BN schon vor 40 Jahren gegen die Atomanlage gekämpft habe. Zugleich übte er scharfe Kritik an den geplanten Stromautobahnen von Norddeutschland in den Freistaat. "Der Trassenkompromiss zwischen Merkel, Seehofer und Gabriel ist ein Rückschlag für die dezentrale Energiewende", sagte Weiger. Mit Bürgerinitiativen und Stadtwerken wie N-Ergie in Nürnberg fordert der BN, dass Bayern auch in Zukunft möglichst viel Strom im Freistaat erzeugt, statt ihn aus anderen Bundesländern oder gar aus europäischen Nachbarländern zu importieren. Besonders erfreut zeigte sich Weiger über den Zuspruch zu seinem Verband. 2015 habe man 14 000 neue Mitglieder gewonnen, dem BN gehören nun 221 000 Menschen an. Damit habe er seine Position als mitgliederstärkster Umweltverband Bayerns gefestigt.

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