Umwelt:Stadt Lindau kehrt Naturschützern den Rücken

Umwelt: Direkt am Seeufer entsteht bald das neue Spaßbad. Die Bürger sprachen sich in einem Entscheid mehrheitlich dafür aus, trotzdem klagt der BN.

Direkt am Seeufer entsteht bald das neue Spaßbad. Die Bürger sprachen sich in einem Entscheid mehrheitlich dafür aus, trotzdem klagt der BN.

(Foto: Grafik: Stadt Lindau)

Weil der BN gegen den Bau der Therme in einem Landschaftsschutzgebiet klagen will, kündigt die Kommune ihre Mitgliedschaft im Verband

Von Christian Rost, Lindau

Der Streit um den geplanten Bau einer Therme am Bodenseeufer ist auch nach dem Bürgerentscheid, bei dem sich die Lindauer mehrheitlich für das Projekt ausgesprochen haben, nicht beigelegt. Der Bund Naturschutz (BN) will trotz des positiven Votums der Bürger klagen gegen den Bau im Landschaftsschutzgebiet. Der Lindauer Stadtrat beschloss deshalb mit 19 zu 10 Stimmen, aus dem Bund Naturschutz auszutreten.

Das 34-Millionen-Projekt, das die Stadt zusammen mit einem Investor auf dem Gelände des bisherigen Strandbades Eichwald realisieren will, wird nach wie vor leidenschaftlich bekämpft. Die Mitglieder des BN in Lindau stimmten in einer außerordentlichen Versammlung dafür, den Klageweg zu beschreiten, weil bei den Planungen der Naturschutz nicht ausreichend berücksichtigt worden sei. Die Entscheidung für die Klage war auch im BN-Ortsverband hoch umstritten: 50 Mitglieder traten deswegen aus, 36 Lindauer traten neu ein.

Ein Riss zieht sich auch durch den Stadtrat. Die Mehrheit der Mandatsträger will den BN nicht länger unterstützen, weil dieser sich mit der Klage "selbstherrlich" über den Bürgerwillen hinwegsetze, und stimmte für den Austritt der Stadt aus dem Verband. Das ist zwar nur ein symbolischer Akt - der Mitgliedsbeitrag der Kommune beträgt pro Jahr nur 125 Euro -, allerdings bricht sie mit einem wichtigen Akteur in Naturschutzbelangen vor Ort. Ob sich Lindau mit diesem Schritt einen Gefallen tut, das bezweifelten auch mehrere Stadträte. Seites der SPD war zu hören, dass der BN viel Positives bewirkt habe. Ein Vertreter der Bunten Liste meinte, die Stadt haben dem Naturschutzverband viel zu verdanken. Es sei das Ergebnis der Arbeit des BN, dass Lindau so grün sei. Auch der Appell, eine "gewisse Größe" zu zeigen und nicht "klein kariert" zu sein, verhallte bei der Abstimmung. Lindau war seit 1970 Mitglied im Bund Naturschutz.

Dass die Therme ein Zankapfel bleiben wird in der Bodenseestadt, ist absehbar. Und nicht nur wegen des Naturschutzes. Die Baukosten haben sich nach der ursprünglichen Schätzung im Jahr 2014 um sechs Millionen Euro auf nun 34 Millionen erhöht. Die Stadt trägt einen Anteil von 12,5 Millionen Euro. Im kommenden Jahr soll mit dem Bau begonnen werden. Aus vier Teilen besteht das Projekt: aus einem Sport- und Familienbad mit Hallenbad, der Therme mit Vitalbad, dem Strandbad Eichwald und einer Saunalandschaft. Auch ein Fitnesscenter und eine Gaststätte sind vorgesehen. Ende 2020 soll die Therme fertig sein.

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