Umwelt:Schneise im Auwald

Umwelt: Eine Fällaktion in den Auwäldern an der Donau erzürnt Naturschützer. Der Wittelsbacher Ausgleichsfonds sagt, er halte grundsätzlich alle Vorgaben für eine nachhaltige Waldwirtschaft ein.

Eine Fällaktion in den Auwäldern an der Donau erzürnt Naturschützer. Der Wittelsbacher Ausgleichsfonds sagt, er halte grundsätzlich alle Vorgaben für eine nachhaltige Waldwirtschaft ein.

(Foto: LBV)

Naturschützer empören sich über den Wittelsbacher Ausgleichsfonds, der an der Donau Holz einschlägt

Von Christian Sebald

Die Auwälder zwischen Neuburg an der Donau und Ingolstadt zählen zu den wertvollsten ihrer Art in Bayern. Das liegt nicht nur an den knorrigen Ulmen, Eschen und Eichen, die links und rechts der Donau zu Tausenden in den Himmel wachsen. Sondern auch an der immensen Artenvielfalt: Alleine 250 Vogelarten haben Naturschützer gezählt. Der Mittelspecht etwa kommt hier so zahlreich vor, wie an sonst kaum einem anderen Ort in Bayern. Der streng geschützte Halsbandschnäpper ist ebenfalls hier zuhause. Die Einzigartigkeit der Donau-Auwälder ist denn auch der Grund, warum sie seit Jahren zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 zählen und möglicher Anwärter sind für Bayerns dritten Nationalpark.

Jetzt schrecken Forstarbeiten in den Auwäldern die Naturschützer auf. Der Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF), dem etwa 1600 Hektar Wald in dem Schutzgebiet gehören, hat an einem Radweg entlang auf einem 30 Meter tiefen Streifen praktisch alle Bäume umlegen lassen. Außerdem lässt er seit einiger Zeit verstärkt alte Eichen aus dem Wald holen, die so wichtig sind für Mittelspecht, Halsbandschnäpper und andere seltene Vogelarten. "Die Fällaktionen mögen nach dem Waldgesetz in Ordnung gehen", sagt Andreas von Lindeiner. Der Biologe ist der oberste Artenschützer beim Landesbund für Vogelschutz (LBV). "Aber für ein so hochrangiges Schutzgebiet wie die Donau-Auwälder sind sie extrem fragwürdig. Da gelten andere Maßstäbe." Lindeiners Vorwurf: Der WAF missachtet die zentrale Vorgabe, den einzigartigen Auwald zu erhalten und zu fördern. Der LBV hat deshalb Umweltministerin Ulrike Scharf und Forstminister Helmut Brunner angeschrieben.

Der WAF weist den Vorwurf strikt zurück. Der Stiftung gehören nicht nur die Auwälder bei Neuburg/Donau, sondern auch zahlreiche andere Forste und Agrarflächen in Bayern, dazu Immobilien, Schlösser und Kunstschätze aus dem vormaligen Besitz der Wittelsbacher. Aus den Erträgen des WAF finanziert das einstige Herrschergeschlecht seinen Unterhalt. "Wir haben uns nichts vorzuwerfen", sagt Harald Textor, der Forstchef des WAF. "Im Gegenteil, wir mussten handeln und haben uns streng an die Grundsätze der nachhaltigen Waldwirtschaft gehalten." Im Sommer hätten sich vermehrt Spaziergänger und Radfahrer beklagt, dass an dem Radweg tote Äste aus abgestorbenen Eschen aber auch Pappeln herabfallen. Dies sei eine große Gefahr für Leib und Leben der Menschen im Wald, um ihrer Sicherheit willen habe man die Bäume fällen müssen. Auch die Vorwürfe wegen der verstärkten Eichenfällungen weist Textor zurück. "Bei der Eiche haben wir einen Zuwachs von 10 000 Festmetern im Jahr", sagt er. "Wir fällen aber nur 5000 Festmeter." Überhaupt folge der WAF streng dem Vorbild der nachhaltigen Forstwirtschaft. Die Jahrhunderte lange umsichtige Nutzung der Wälder erst durch die Wittelsbacher selbst und später durch den WAF sei der zentrale Grund, "warum sie heute so wertvoll und artenreich sind".

In den Naturschutzbehörden und in der staatlichen Forstverwaltung sehen sie die Auseinandersetzung mit zwiespältigen Gefühlen. Zwar will sich dort keiner offiziell zu der Auseinandersetzung äußern; der WAF hat als Großgrundbesitzer sehr viel Einfluss in der Region. Intern freilich heißt es, auch wenn der WAF rein rechtlich alle Vorgaben für eine ordnungsgemäße Forstwirtschaft einhalte, so gehe er mit seiner Art des Wirtschaftens doch immer "an die Grenze des gerade noch Zulässigen". "Das sind Profis, die wollen möglichst hohe Erträge erwirtschaften", sagt ein Insider. "Auf der anderen Seite wissen sie genau, dass sie den Bogen nicht überspannen dürfen. Bisher haben sie das auch nicht getan, obwohl sie ohne Zweifel naturschonender wirtschaften könnten."

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