Der Rückhalt für CSU-Chef Horst Seehofer schwindet nicht nur in der eigenen Partei, sondern einer aktuellen Umfrage zufolge auch in der Bevölkerung. In der Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Civey für die Augsburger Allgemeine vom Samstag sprach sich fast die Hälfte der Menschen in Bayern mit Nachdruck gegen eine erneute Spitzenkandidatur Seehofers bei der Landtagswahl 2018 aus. 47,1 Prozent der Befragten äußerten die Ansicht, Seehofer solle "auf keinen Fall" wieder antreten, weitere 24,6 Prozent antworteten mit "eher nein". Zudem zeigte sich eine Mehrheit von 57,7 Prozent der Bayern mit der Arbeit des Ministerpräsidenten nicht zufrieden. Nur 28,3 Prozent gaben an, sie seien "sehr zufrieden" oder "eher zufrieden". Wenn bereits am Sonntag Landtagswahl wäre, könnten die Christsozialen der Umfrage zufolge mit 40,7 Prozent der Stimmen rechnen. Das wäre nur etwas mehr als bei der Bundestagswahl, als die Partei 38,8 Prozent der Stimmen bekam.
Die SPD käme demnach auf 14,1 Prozent, die Grünen auf 12,4 Prozent, die AfD auf 11,3 Prozent, die FDP auf 7,1 Prozent und die Freien Wähler auf sieben Prozent. Die Linke würde mit 3,4 Prozent den Einzug in den Landtag erneut verpassen.
Was der stellvertretende CSU-Generalsekretär Markus Blume über gewisse Münchner Parteifreunde sagte, kommt für bayerische Verhältnisse beinahe einer Exkommunizierung gleich: Es sei nicht der Zeitpunkt, "um solche Dinge aus dem Hinterzimmer loszutreten, man kann auch sagen aus dem Hinterhalt". Gemeint waren jene Leute, welche die Ablösung von Parteichef Horst Seehofer gefordert haben sollen. Das Hinterzimmer genießt politisch betrachtet leider keinen guten Ruf. Dort, so sein böser Leumund, seien Stumpfköpfe versammelt, die bei Bier und Schnaps intrigieren und den Verantwortungsträgern das Leben noch schwerer machen, als es ohnehin schon ist. Ähnlich hat in der Kaiserzeit die preußische Polizei die Versammlungen sozialdemokratischer Arbeiter in diskreten, für Spitzel unzugänglichen Hinterstuben proletarischer Schenken betrachtet. Mangels Alternative waren solche Hinterzimmer der richtige Versammlungsort, oft getarnt durch eine als harmlos betrachtete Aufführung im großen Gastraum davor. Der englische "back room" hat eine ganz ähnliche Geschichte. Davon abgesehen, haben öffentliche Anhörungen und Ortsverbandssitzungen der Parteien im Hinterzimmer bis heute eine feste Heimat, für die sich niemand zu schämen zu braucht, der sich dorthin begibt. Joachim Käppner