Übertritt:"Mehr Kindern die richtige Laufbahn ermöglichen"

Kultusminister Ludwig Spaenle reformiert das Übertrittsverfahren an die weiterführenden Schulen.

Katja Auer

Mit einem neuen Übertrittsverfahren will Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) "mehr Kindern die richtige Schullaufbahn ermöglichen". Spaenle erwartet, dass eine vierstellige Schülerzahl durch die neuen Regelungen die Möglichkeit erhält, eine weiterführende Schule zu besuchen. Das Kabinett beschloss am Dienstag die Eckpunkte der Reform, die erstmals im Schuljahr 2009/2010 greift, also für die Schüler, die momentan in der dritten Klasse sind. Die wichtigsten Neuerungen im Überblick:

Übertritt: Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle will mehr Kinder an weiterführende Schulen bringen.

Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle will mehr Kinder an weiterführende Schulen bringen.

(Foto: Foto: Stefphan Rumpf)

Mehr Zeit: Aus dem Übertrittszeitpunkt, der bisher am Ende der vierten Klasse der Grundschule lag, soll eine Übertrittsphase von der dritten bis zur fünften Klasse werden. "Wir wollen die vierte Klasse damit entzerren", sagt Spaenle.

Der Leistungsdruck soll reduziert werden, indem Proben angekündigt und außerdem prüfungsfreie Lernphasen eingeführt werden. Künftig erhalten alle Viertklässler eine Übertrittsempfehlung, bisher musste ein Zeugnis extra angefordert werden. Nun könnten Kinder aus den sogenannten bildungsfernen Schichten zu einem Übertritt animiert werden, so die Hoffnung des Kultusministers. Entscheidend sind weiterhin die Leistungen in den Fächern Deutsch, Mathematik und Heimat- und Sachunterricht. Erhalten bleiben auch die Notengrenzen für den Übertritt an die weiterführenden Schulen: 2,33 für das Gymnasium und 2,66 für die Realschule.

Mehr Mitsprache der Eltern: Erreicht ein Kind den erforderlichen Notendurchschnitt nicht, können die Eltern entscheiden. So besteht die Möglichkeit für das Kind, einen dreitägigen Probeunterricht an der angestrebten Schule zu besuchen. Dieser Test solle für alle möglich sein, sagt Spaenle, "theoretisch auch mit drei Sechsern". Bestanden gilt der Unterricht schon mit zweimal der Note vier in den Fächern Deutsch und Mathematik.

Bisher musste in einem Fach zumindest Note drei erreicht werden. Spaenle will damit der eingeforderten Elternbeteiligung gerecht werden. Freilich müssten sich die Eltern dann auch weiterhin um die Schullaufbahn ihres Kindes kümmern. "Eltern weiterhin nicht wirksam oder nur scheinbar an der Schullaufbahn ihrer Kinder zu beteiligen entspricht nicht meinen bildungspolitischen Grundsätzen", sagt Spaenle. Wenn ein Schüler allerdings im Probeunterricht die zwei geforderten Vieren nicht erreicht, ist ein Übertritt nicht möglich. Mit schlechteren Zensuren sei das "unverantwortbar", sagt der Kultusminister.

Mehr Beratung: Schon in der dritten Klasse will Spaenle künftig Schüler und Eltern über die verschiedenen Schularten und Bildungswege informieren lassen. Damit solle der Konzentration auf wenige Kernschularten entgegengewirkt werden. Immerhin gebe es in Bayern 15 Möglichkeiten, die Hochschulreife zu erwerben.

Mehr Förderung: In den fünften Klassen aller Schularten sollen die Schüler stärker gefördert werden. Damit wird die fünfte Jahrgangsstufe zur sogenannten Gelenkklasse. Das bedeutet vor allem für die Realschulen eine Neuerung. An den Gymnasien gibt es bereits Intensivierungsstunden, und auch an den Hauptschulen existieren schon Förderstunden.

Ziel der Gelenkklasse sei es, den leistungsschwächeren Schülern den Verbleib an der Schule zu ermöglichen. Leistungsstärkere Schüler könnten durch die verstärkte Förderung den Übertritt an eine andere Schulart schaffen. Schon jetzt sind 550 Grundschullehrer an die Realschulen und Gymnasien abgestellt und beraten Eltern in der Übertrittsphase.

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