Fettleibigkeit:Wo bayerische Kinder übergewichtig sind

Im Kampf gegen die Fettleibigkeit liegt Bayern im Bundesvergleich vorn. Immer weniger Kinder leiden hier unter krankhaftem Übergewicht. Doch die regionalen Unterschiede im Freistaat sind groß.

Dietrich Mittler

Übergewicht in Bayern

Gesundheitsminister Marcel Huber hat diese Woche mit einer guten Nachricht eingeleitet: "Immer weniger bayerische Kinder im Einschulungsalter leiden an starkem Übergewicht", sagte Huber am Montag bei der Vorstellung des neuen Gesundheitsreports im Haunerschen Kinderspital in München.

Im Kampf gegen die Fettleibigkeit - der Fachbegriff ist "Adipositas" - liegt Bayern im Bundesvergleich vorn. "Unsere Präventionspolitik", so ist sich Huber sicher, "zeigt Erfolge." Die Adipositasrate bei den Einschulungskindern liegt im Freistaat mit 3,3 Prozent deutlich unter jener der anderen Bundesländer. Im Saarland ist sie mit sechs Prozent am höchsten.

Doch auch innerhalb des Freistaats gibt es auffällige Unterschiede: In Oberbayern war die Adipositasrate im Schuljahr 2008/2009 prozentual am niedrigsten, in der Oberpfalz und in Niederbayern am höchsten, während sich Franken im oberen Mittelfeld wiederfindet. Zunächst klingt es da womöglich verwirrend, dass in Oberbayern landesweit die meisten fettleibigen Kinder (1133 im Schuljahr 2008/2009) gezählt wurden, allerdings ist ihr Anteil an der Gesamtheit aller oberbayerischen Einschulungskinder wesentlich geringer als in der Oberpfalz mit ihren 278 adipösen Kindern.

Die Ernährungsexperten im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sehen angesichts dieser Zahlen derzeit keinen Grund zu übertriebener Besorgnis: "Auch in der Oberpfalz stellt Adipositas bei Kindern kein vorrangiges Gesundheitsproblem dar - und die Rangfolge der Regierungsbezirke ändert sich zudem zufallsbedingt von Jahr zu Jahr."

Soziale Lage, Herkunft und Geschlecht entscheiden

Die hohen prozentualen Unterschiede in den sieben bayerischen Regierungsbezirken lassen sich jedoch durchaus als Alarmzeichen werten: "Je schlechter die soziale Lage, desto höher die Adipositasraten", schreibt das Landesamt in seinem neuen Gesundheitsreport. Dort, wo die Arbeitsverhältnisse schlechter sind, leiden demnach mehr Kinder an Fettleibigkeit.

Zudem spiele die ethnische Herkunft eine entscheidende Rolle. Kinder aus Familien mit nicht deutschsprachigen Eltern sind häufiger adipös als jene "aus herkunftsdeutschen Familien", heißt es im Bericht. Zusätzlich zur sozialen Lage komme dabei die kulturelle Prägung des Ernährungs- und Freizeitverhaltens zum Tragen. Kulturübergreifend gilt indes: Buben neigen eher zur Fettleibigkeit als die Mädchen.

Trotz der insgesamt positiven Entwicklung, so mahnte Gesundheitsminister Marcel Huber, dürften die Anstrengungen nicht nachlassen, bereits kleinen Kindern gesunde Ernährungsgewohnheiten mitzugeben - insbesondere durch Aktionen wie das Projekt "TigerKids - Kindergarten aktiv", das zum Beispiel von der AOK Bayern gefördert wird. Adipositas, so mahnte Huber, sei nicht zu unterschätzen: Sie könne zu Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems sowie zu Diabetes oder Krebs führen. Das sollten sich allerdings auch die Erwachsenen zu Herzen nehmen - derzeit insbesondere in Oberfranken sowie in Niederbayern.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: