Treffen in der Staatskanzlei:Aus für Spessart und Frankenwald

Kabinettsbeschluss steht an: Nationalpark soll in die Rhön oder die Donau-Auen

Von Christian Sebald

Wenn Barbara Stamm sich etwas in den Kopf setzt, erreicht sie es für gewöhnlich. So auch dieser Tage. Seit Wochen geht der resoluten Landtagspräsidentin und bekennenden Unterfränkin der Streit auf die Nerven, ob Bayerns dritter Nationalpark im Spessart, der Rhön, den Donau-Auen bei Neuburg/Donau oder ganz woanders ausgewiesen wird. Und zwar nicht nur, weil er ganze Regionen in Stamms Heimat spaltet. Sondern weil er sich weit in die CSU hineinzieht. Das wollte sich Stamm nicht länger ansehen. Also drängte sie Ministerpräsident Horst Seehofer, endlich zu entscheiden.

Am Donnerstagabend war es so weit. Seehofer bestellte Stamm, Umweltministerin Ulrike Scharf, Agrarminister Helmut Brunner und eine Reihe CSU-Abgeordnete in die Staatskanzlei. Das Ergebnis: Die Rhön und die Donau-Auen bleiben im Rennen um Bayerns dritten Nationalpark, Spessart und Frankenwald, der erst seit kurzem im Gespräch war, scheiden aus. Der formelle Beschluss soll am Dienstag im Kabinett fallen.

Die Entscheidung gegen Spessart und Frankenwald ist wenig überraschend. Die Widerstände im Spessart sind so lautstark, dass es dort kaum noch eine Chance gab, ein Großschutzgebiet für die alten Buchenwäldern einzurichten. Denn Seehofer hatte ja versprochen, nur im Einvernehmen mit der lokalen Bevölkerung zu handeln. Außerdem sind mächtige CSU-Politiker wie der Finanzpolitiker Peter Winter Anführer des Protests im Spessart. Im Frankenwald gibt es ebenfalls harsche Widerstände gegen einen Nationalpark. Außerdem halten die Naturschutzverbände die reinen Fichtenwälder dort für völlig ungeeignet für einen Nationalpark.

Deshalb hatte sich eine Entscheidung Seehofers für die Rhön schon seit einiger Zeit abgezeichnet. Auch wenn oben im nördlichsten Zipfel des Freistaat die Widerstände gegen ein solches Großschutzgebiet anwachsen, sind die Befürworter dort nach wie vor zahlreich - in der Bevölkerung und bei den Umweltverbänden, vor allem aber unter den Lokalpolitikern. Das prominenteste Beispiel ist der Rhöner Landrat Thomas Habermann (CSU). Für die Donau-Auen bei Neuburg/Donau wiederum sprach stets, dass so ein Auwald-Nationalpark etwas völlig Neues nicht nur in Bayern, sondern in Deutschland wäre. Der Freistaat könnte also erneut Pionier sein - so wie 1970, als der damalige Agrarminister Hans Eisenmann im Bayerischen Wald den ersten Nationalpark überhaupt in Deutschland auswies. Überdies sind die Donau-Auen, die Teil von Seehofers Stimmkreis sind, die einzige Region im Freistaat, in der sein Nationalpark-Projekt auf fast einhellige Zustimmung stößt. Teilnehmern zufolge betonte der Ministerpräsident am Donnerstagabend, dass die Rhön und die Neuburger Auwälder für ihn gleichwertige Bewerber sind.

Außerdem machte Seehofer sehr deutlich, dass er fest zu seinem Nationalpark-Projekt steht - obwohl große Teile der Landtagsfraktion es weiter skeptisch sehen. Seinen schärfsten Kritiker, den Innenstaatssekretär und unterfränkischen CSU-Chef Gerhard Eck, soll Seehofer deshalb unlängst vor dem versammelten Kabinett in sehr heftigen Worten angegangen haben. Umweltministerin Scharf erhielt am Donnerstag den Auftrag, bis Dienstag eine Kabinettsvorlage für das weitere Vorgehen in Sachen dritter Nationalpark zu erarbeiten.

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