Traditionsunternehmen:Dampfer auf der grünen Wiese

Traditionsunternehmen: Ein kleines Ausflugsschiff und ein Frachter werden auf der Helling in der Erlenbacher Werft repariert.

Ein kleines Ausflugsschiff und ein Frachter werden auf der Helling in der Erlenbacher Werft repariert.

(Foto: Ralf Scharnitzky)

In der Erlenbacher Werft werden Schiffe gebaut und repariert

Man sieht sie vom Main-Radweg am gegenüberliegenden Ufer aus oder auch vom Rotwein Wanderweg in den steilen Weinterrassen - und der Anblick ist ziemlich einmalig: Binnenschiffe und Ausflugsdampfer auf der grünen Wiese. Am Mainufer in Erlenbach liegt die einzige Werft zwischen Köln und Linz mit einer Helling, das sind schräg abfallende Schienen, auf denen Schiffe bis zu 135 Metern Länge an Land gebaut, umgebaut, repariert und gewartet werden können. Etwa 50 Mitarbeiter sind bei der Erlenbacher Schiffswerft Maschinen- und Stahlbau GmbH, so der offizielle Name, beschäftigt: im Schiffsbau alles Männer. "Die Gangart ist rau, die harte Handarbeit schwer. Das ist nichts für Frauen", sagt Werftchef Josef Honner. Vor allem aus Polen kommen die Crews: "Das sind sehr gute Schiffsbauer."

Schon Anfang des 18. Jahrhunderts ist der Schiffsbau, damals noch im gegenüber liegenden Wörth, dokumentiert. Und eigentlich ging es seither immer aufwärts: Frachtkähne und Passagierschiffe der früheren Bayerischen Schiffsbaugesellschaft Anton Schellenberger waren gefragt. Doch nach der Wende kam der Einbruch: Die Werften im ehemaligen Ostblock mit ihren niedrigeren Preisen machten den Erlenbachern schwer zu schaffen. Inzwischen gehen die Auftragszahlen wegen der guten Wirtschaftslage in Deutschland wieder nach oben - und die Polen arbeiten nicht mehr in ihrer Heimat, sondern in Franken. "Wir bilden seit 2009 sogar wieder Lehrlinge aus", freut sich Honner, der vor 33 Jahren selbst seine Schlosserlehre im Betrieb begonnen hatte.

Zu verdanken ist das auch den neuen Werfteigentümern: 1997 wurde das Traditionsunternehmen am Untermain von der Vilshofener Familie Brunner übernommen. In erster Linie sollte der 50 000 Quadratmeter große Betrieb Schiffe für die eigene Firma bauen, reparieren und warten. Die Brunners betreiben von ihrem niederbayerischen Stammsitz an der Donau bei Passau aus eine Tief-, Wasserbau und Schifffahrtsgesellschaft: die "Domarin" (Donau-Main-Rhein). Mit gut 70 Schiffen bietet das Unternehmen eine umfangreiche Palette von Arbeiten in Flüssen und Seen an: von Abbruch- und Betonarbeiten unter Wasser über Hebe- und Bergearbeiten mit Spezialgeräten sowie Spezialtransporte auf dem Wasser bis hin zur Entschlammung von Gewässern. Gerade erst wurde in der Werft ein neues Schiff für Baggerarbeiten gebaut. Werftchef Honner: "Das Geschäft läuft gut. Wir bekommen auch wieder zahlreiche Aufträge von anderen Schiffseignern und Unternehmen."

Das bedeutende Unternehmen im deutschen Schiffbau mit seiner Werftanlage von fast 500 Metern Länge ist aus seiner fränkischen Heimat nicht mehr wegzudenken. Bisher wurden annähernd 1000 Schiffe gewartet, instandgesetzt - und gebaut: Ein 110 Meter langer Frachter kostet etwa drei Millionen Euro, ein normales Tankschiff kommt auf vier Millionen, ein Edelstahltanker auf sieben Millionen Euro - teuer, aber großteils handgefertigt.

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