Touristen wollen geduzt werden:Du bist Oberstaufen

Der Allgäuer Urlaubsort geht in Sachen Freundlichkeit neue Wege: Nach der erfolgreichen Pilotphase eines Du-Schalters will Oberstaufen bei der persönlichen Ansprache bleiben. Die Touristen seien von der Duz-Offensive begeistert - allerdings gebe es ein Nord-Süd-Gefälle.

Das "Du" hat sich in Oberstaufen durchgesetzt: Drei Monate lang ließ der Allgäuer Urlaubsort seine Gäste abstimmen, ob sie in der Touristeninformation lieber mit "Du" oder mit "Sie" angesprochen werden wollen. "Das Ergebnis ist ausgesprochen deutlich", sagte der stellvertretende Tourismuschef Sigbert Prestel zum Abschluss des "Duz-Tests". Mehr als 15.000 Gäste wurden befragt und nur zehn hätten ausdrücklich auf das "Sie" bestanden. Das "Du" wird nun beibehalten - aber es solle weiter niemand damit überrollt werden, betonte Prestel.

Ceremonial Cattle Drive In Bavarian Mountains

In den meisten Gaststätten von Oberstaufen wird bereits geduzt, nun hat sich die persönliche Ansprache auch in der Touristeninformation durchgesetzt.

(Foto: Getty Images)

In der Testphase führten aufgeklebte Fußspuren zu einem Du-Schalter, an den anderen wurde gesiezt. Das System soll nun optimiert werden. "Wir tüfteln daran, wie wir an jedem unserer Schalter kurz und übersichtlich informieren können, dass es sich jeder raussuchen kann, ob er geduzt oder gesiezt werden will." In den meisten Gaststätten von Oberstaufen wird ohnehin geduzt. Einer Redensart zufolge gibt es in den Bergen oberhalb von 1000 Metern kein "Sie" mehr.

Über die neue persönliche Ansprache in der Touristeninformation hätten sich viele Gäste laut Prestel "riesig gefreut". Das sei besonders bei den Schweizer Gästen aufgefallen, die das Gros der ausländischen Urlauber ausmachen. In der Pilotphase erkannte Prestel, dass es ein deutliches Nord-Süd-Gefälle beim Duzen gibt. "Je weiter nördlich, desto reservierter, aber - das ist mir wichtig - die Gäste aus dem Norden sind deshalb nicht unfreundlich."

Von den Urlaubern aus dem Norden hätten er und seine Kolleginnen immer wieder zu hören bekommen, dass "in Bayern die Uhren eben anders gehen".

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