Tourismus:Radlerstau im Zug

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Andrang von Ausflüglern bereitet der Bahn Schwierigkeiten

Von Matthias Köpf, München

Ausflüglern, die nicht größere Teile ihres Wochenendes im Stau verbringen wollen, bieten sich die Bahnunternehmen als umweltfreundliche und bequeme Alternative zum Auto an. Die Deutsche Bahn zum Beispiel will am Samstag nahe Garmisch-Partenkirchen Wanderkarten verteilen lassen, die auch ihre Werdenfelsbahn als beste Beförderungsmöglichkeit von München in die Berge darstellen. Vom passenden, auf Ausflügler zugeschnittenen Werdenfels-Tagesticket hat die DB im vergangenen Jahr rund 100 000 Stück verkauft. Doch am vergangenen Wochenende ging schon eine Station nach dem Hauptbahnhof nicht mehr viel: Wer im Zug dann noch einen Platz für sein Fahrrad gebraucht hat, der konnte seinen Ausflug bestenfalls mit einiger Verspätung antreten, berichtet ein Fahrgast, der diese Situation am Sonntag erlebt hat - nach eigenen Angaben nicht zum ersten Mal.

So sei die Werdenfelsbahn schon bei ihrem ersten Halt in Pasing völlig überfüllt gewesen. Von zwei Dutzend Radlern und noch einmal so vielen Passagieren ohne Rad habe kaum einer mehr zusteigen können, berichtet der Reisende. Der nächste Zug sei aber genauso voll gewesen. Hier habe der Lokführer Radler am Zusteigen gehindert, was der Fahrgast als korrekt, aber kaum kundenfreundlich erachtet. Der Tipp des Fahrers, erst bis zum Hauptbahnhof zu fahren und dort in den nächsten Zug einzusteigen, trage zu einer Lösung der gesamten Problematik wenig bei. Der Fahrgast führt diese wiederholten Probleme darauf zurück, dass die Bahn auch an absehbar ausflugsträchtigen Wochenenden kürzere Züge einsetzt als unter der Woche, was auch an sparsamen Zugbestellungen durch die staatliche Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) liege.

Die Deutsche Bahn muss sich nach eigenen Angaben seit vielen Jahren mit Klagen über zu volle Ausflügler-Züge befassen. Speziell auf der Werdenfels-Strecke in die Berge setze man an den Sommer-Wochenenden in Abstimmung mit der BEG aber morgens und abends drei zusätzliche Züge mit Packwagen für Fahrräder ein, und zwar in aller Regel zur Zufriedenheit der Kunden, was sich auch in guten Bewertungen der Werdenfelsbahn zeige. Am vergangen Samstag habe man die Strecke wegen eines Oberleitungsschadens bei Murnau aber für sieben Stunden sperren müssen, weshalb die längeren Ausflüglerzüge am Sonntagfrüh noch in Garmisch gestanden seien, erklärt ein Bahnsprecher. Für gleichwertigen Ersatz ab München habe man leider so schnell nicht sorgen können.

Zugleich räumt die Deutsche Bahn ein, dass bei der Fahrrad-Mitnahme in die Ausflugsgegenden in den vergangenen Jahren durchaus öfter zu Problemen gekommen ist. Die Situation habe sich aber sehr gebessert - auch weil man zusammen mit dem Fahrradclub ADFC die Radler seit Jahren vor bestimmten Zügen warne. Große Schwierigkeiten mit Ausflüglern und besonders mit Radlern hat auch der DB-Konkurrent Bayerische Oberlandbahn (BOB) auf seinen Strecken zum Tegernsee und Schliersee. Ende Juli musste die BOB sogar die Polizei rufen, um eine völlig aus dem Ruder gelaufene Situation am Bahnhof Gmund zu beruhigen.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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