Tourismus:Käfer will umstrittenes Almdorf am Tegernsee übernehmen

Michael Käfer Gut Kaltenbrunn

Michael Käfer will aus Gut Kaltenbrunn eines der besten Wirtshäuser Oberbayerns machen. Gmund, 19.06.2015.

(Foto: Manfred Neubauer)
  • Michael Käfer geht unter die Hoteliers am Tegernsee.
  • Zwölf einzelne Almen mit jeweils zwei Wohneinheiten aus Stube unten und Schlafzimmer im ersten Stock sollen entstehen.
  • Mit dem "Almdorf" übernimmt der Münchner Gastronom ein Vorhaben, das die Tegernseer seit Jahren umtreibt.

Von Matthias Köpf und Philipp Crone, Tegernsee

Die Anlage solle einfach auch zur Gegend passen, sagt Michael Käfer. Also "kein großes Luxus-Ding mit Zigarren-Lounge", wie bisher geplant, sondern zwölf einzelne Almen mit jeweils zwei Wohneinheiten aus Stube unten und Schlafzimmer im ersten Stock. So beschreibt der Münchner Gastronom sein erstes Hotel, das er demnächst am Tegernsee bauen lassen will.

Mit dem "Almdorf" übernimmt er ein Vorhaben, das die Tegernseer seit Jahren umtreibt und von den Gegnern als "Heidi-Land" bespöttelt wird. 780 Unterzeichner haben sich per Petition an den Landtag gegen das Projekt gewandt. Im Rathaus zeigt man sich über Käfers Einstieg erfreut.

Da werde wohl niemand viel dagegen haben, sagt Zweiter Bürgermeister Heino von Hammerstein, doch in der Stadtverwaltung sei dazu noch nichts Offizielles bekannt. Allerdings bestätigt Michael Käfer selbst sein Interesse am Almdorf und damit einen Bericht des Online-Dienstes Tegernseer Stimme. "Wenn die Baugenehmigung da ist, dann werden wir das Grundstück pachten", sagt Käfer, der mit dieser Genehmigung bis in spätestens drei Monaten rechnet. In zwei Jahren könnte die Anlage fertig sein.

Der Stadtrat steht hinter dem Projekt

Der Tegernseer Stadtrat hat das Almdorf schon 2012 gutgeheißen und jüngst noch einmal gebilligt. Allerdings mangelte es über die Jahre zwar nicht an Kritik, aber an einem Investor, der die Pläne örtlicher Immobilienentwickler auch umsetzt. Der Makler sei dann auf ihn zugekommen, sagt Käfer, der erst im vergangenen Juni das am Nordufer gelegene Gut Kaltenbrunn gastronomisch wiederbelebt hat.

Zuvor waren Pläne der Familie Schörghuber für ein Luxus-Hotel an den Einwänden der Denkmalschützer und in letzter Instanz an einem entsprechenden, in seiner Eindeutigkeit ebenfalls denkwürdigen Urteil des Verfassungsgerichtshofs gescheitert. Käfer setzt in Kaltenbrunn auf gehobenes Alm-Ambiente, wie es ihm nun auch für sein Almdorf vorschwebt. "Ein wenig urig und regional" soll die Anlage werden, mit ökologisch nachhaltigen Häusern.

Das Almdorf läge von Kaltenbrunn keine fünf Kilometer Luftlinie entfernt. Mit dem Auto um das Nordende des Sees und dann das Ostufer entlang sind es nach Käfers Schätzung zehn Minuten, doch das hängt auch von der aktuellen Ausprägung des notorischen Verkehrsproblems im Tegernseer Tal ab. Zu dem 4500 Quadratmeter großen Grundstück am obersten Rand der Stadt führt nur eine schmale Straße. Danach verläuft der Weg weiter zur Neureuth, einer beliebten Ausflugsalm.

Man will den Anwohnern entgegenkommen

Die Stadt und das Landratsamt in Miesbach haben das Areal vor einigen Jahren zugunsten des geplanten Almdorfs aus dem Landschaftsschutzgebiet genommen. Allerdings ist das Grundstück keineswegs unberührt. Darauf steht schon seit langer Zeit das vor einigen Jahren geschlossene Café Bergschwalbe. In der bisherigen Planung war stets von insgesamt 76 Betten in sieben simulierten Almhütten um einen Weiher sowie einem Hauptgebäude mit Tiefgarage und gehobener Ausstattung die Rede. Darauf wird sich laut Landratsamt auch die Baugenehmigung erstrecken, die demnach nur noch von privatrechtlichen Fragen wie Zufahrtsrechten abhängt.

"Wir wollen den Anwohnern natürlich auch entgegenkommen", sagt Michael Käfer. Bei der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal, die Neubauten stets kritisch verfolgt, hat Käfer seit der Rettung von Kaltenbrunn einen Stein im Brett, doch ganz wird auch ihm das "Heidi-Land"-Verdikt kaum erspart bleiben.

Die stark vom Tourismus abhängige Stadt Tegernsee hat in den vergangenen 20 Jahren rund ein Drittel ihrer Übernachtungskapazitäten verloren und hofft, mit Projekten wie diesem wieder Boden gut zu machen. Ebenfalls umstrittene Pläne für ein größeres Hotel mit niedrigen Zimmerpreisen und Zusatzleistungen nach dem Baukastenprinzip haben sich vor einigen Monaten nach dem Rückzug des vorgesehenen Betreibers zerschlagen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: