Tod eines Augsburger Polizisten:Bevor er starb, schoss er zurück

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Eine Tasche ist sichergestellt, eine Täterbeschreibung liegt vor: Nach den tödlichen Schüssen auf einen Augsburger Polizisten hat die Sonderkommission "Spickel" erste Spuren. Auch neue Details zum Ablauf gibt es. Der Polizist schoss vor seinem Tod zurück, die Täter könnten verletzt sein.

Stefan Mayr, Augsburg

Kaum war am Freitagnachmittag die Pressekonferenz zum Tod des Augsburger Polizisten in Stadtwald beendet, versammelten sich im Besprechungsraum des Polizeipräsidiums Schwaben-Nord Kriminalpolizisten und Staatsanwälte zur ersten Lagebesprechung der Sonderkommission "Spickel". 40 Beamte fahnden nach den zwei unbekannten Männern, die in der Nacht zum Freitag auf einem Motorrad vor einer Funkstreife flüchtete und dabei den 41-jährigen Polizeihauptkommissar erschossen.

Gummihandschuhe liegen nach der Spurensuche im Siebentischwald in Augsburg: Die Täter sind weiter auf der Flucht. (Foto: dapd)

Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, gab es in der Tatnacht einen heftigen Schusswechsel: Nicht nur die 30-jährige Kollegin des getöteten Beamten schoss mehrmals zurück, sondern auch das Opfer selbst. Die Polizei geht deshalb davon aus, dass einer der Flüchtigen getroffen worden sein könnte. Sie bittet um Hinweise, ob in der Stadt verletzte Personen aufgefallen sind.

Inzwischen wurde auch die großkalibrige Tatwaffe gefunden und es gingen 180 Hinweise ein. Eine heiße Spur war nach Angaben der Polizei nicht dabei. Doch sie erhofft sich weitere Erkenntnisse im Zusammenhang mit einer auffälligen schwarzen Tasche, die die Täter in der Tatnacht bei sich hatten.

Zudem steht inzwischen fest, dass das Motorrad in der Nacht auf den 11. Oktober in Ingolstadt gestohlen wurde. Die Polizei fragt: Wer hat die grau-gelbe Honda CB 500 danach gesehen?

Zudem liegt nun erstmals eine Beschreibung eines Täters vor: Er trug eine helle Cargohose mit zwei aufgesetzten Taschen und eine über das Gesäß reichende dunkel glänzende Jacke und schwarze Turnschuhe.

Der 41-jährige Mathias V. ist der dritte Augsburger Polizist, der seit 1945 im Dienst sein Leben ließ. Er wollte am Freitag kurz vor 3 Uhr mit seiner Kollegin auf einem Parkplatz die zwei verdächtigen Männer kontrollieren. Diese flüchteten mit dem Motorrad, bis sie auf einem Waldweg stürzten. Mindestens einer der Männer schoss unvermittelt mehrmals auf beide Beamten. Er traf den 41-Jährigen in den Hals, der Vater zweier Söhne starb noch am Tatort. Seine Kollegin erlitt einen Streifschuss und einen schweren Schock.

Nach dieser Nacht befand sich Augsburg 24 Stunden lang im Ausnahmezustand: Die Grundschule im Stadtteil Spickel blieb geschlossen. Der Siebentischwald wurde abgesperrt, auch in den Straßen der Stadt patrouillierten zahlreiche Polizisten. Inzwischen ist der Wald wieder frei zugänglich.

An städtischen Gebäuden wehen alle Fahnen auf Halbmast, die Streifenwagen wurden mit Trauerfloren versehen.

© SZ vom 31.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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