Thomas Goppel: Karrierepläne:Problematische Bewerbung

CSU-Politiker Thomas Goppel möchte Direktor der Akademie für politische Bildung in Tutzing werden. Dass ihm der wissenschaftliche Hintergrund fehlt, stört dabei nicht. Trotzdem gibt es kritische Stimmen - auch aus der eigenen Partei.

Katja Auer

Thomas Goppel hat in den vergangenen Jahren einiges werden wollen. Ministerpräsident zum Beispiel, aber das Amt hat dann Horst Seehofer gekriegt. Als Vorsitzender der Oberbayern-CSU hat er sich ebenfalls beworben, aber trotz der Unterstützung von Edmund Stoiber - böse Zungen sagen auch, gerade deswegen - haben die Delegierten Siegfried Schneider gewählt.

Thomas Goppel

Thomas Goppel will neuer Direktor der Akademie für politische Bildung in Tutzing werden. Nicht alle sind von der Bewerbung des CSU-Politikers begeistert.

(Foto: AP)

Nun hat Goppel genug von der Politik. Nach fast 40 Jahren im Landtag, davon mehr als 15 im Kabinett, zuletzt als Wissenschaftsminister, möchte er Direktor der Akademie für politische Bildung in Tutzing werden. Heinrich Oberreuter geht im Herbst in den Ruhestand. Und wieder einmal scheiden sich die Geister an Goppels Bewerbung.

31 Kandidaten gibt es für die Oberreuter-Nachfolge, gerade ist die Findungskommission unter dem Vorsitz des früheren Kultusministers Hans Maier damit beschäftigt, ein paar auszuwählen. Diese Liste unterbreitet das Gremium Anfang April dem Kuratorium, das einige Kandidaten zum Vorsprechen einlädt. Danach wird mit Zweidrittelmehrheit ein Direktor gewählt. Der Ministerpräsident muss dem Vorschlag zustimmen und ernennt den Direktor offiziell.

"Gesucht wird eine angesehene, in Forschung und Lehre ausgewiesene Persönlichkeit", die die Tradition der Akademie fortführen und die Erfüllung ihrer Aufgabe sichern soll. So hieß es in der Ausschreibung, die Goppel nach eigener Auskunft erst in letzter Minute entdeckt hatte. Zwei Tage vor Bewerbungsschluss sei er auf die Ausschreibung aufmerksam geworden. Aber länger schon reize ihn der Gedanke, eine solche Aufgabe anzustreben.

"Herr Goppel ist ein Sonderfall"

Zum Leidwesen der Opposition. Goppel habe keinerlei wissenschaftliche Verdienste, sagt SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher und wirft Goppel vor, sich nur ein Austragsstüberl suchen zu wollen. Nun hat sich Rinderspacher darauf spezialisiert, politikmüden CSU-Größen ihren Wechsel ins gesellschaftliche Fach vorzuhalten, zuletzt tat er das ausdauernd bei Staatskanzleichef Siegfried Schneider, der am vergangenen Donnerstag zum Präsidenten der Landeszentrale für neue Medien gewählt wurde.

Tatsächlich hat Goppel keine Qualifikation in Forschung und Lehre vorzuweisen, aber das ist laut Akademiegesetz auch nicht zwingend notwendig. "Herr Goppel ist ein Sonderfall", sagt Hans Maier. Goppel habe eine umfassende Erfahrung, aber er sei kein Wissenschaftler. Die Mehrzahl der Bewerber sei wissenschaftlich tätig.

SPD-Fraktionsvize Thomas Beyer, der ebenfalls der Findungskommission angehört, ist "sehr unglücklich, dass sich ein aktiver Politiker bewirbt". Damit tue Goppel der Akademie, die ihm angeblich so am Herzen liege, keinen Gefallen. Denn mit seiner Bewerbung bringe er das bis dahin unumstrittene Verfahren der Direktorenwahl in Verruf.

An ein Gemauschel, ein großes Komplott der CSU, um Goppel den Posten zu verschaffen, glaubt indes kaum einer. Schon deswegen, weil es selbst in der CSU Leute gibt, die Goppels Bewerbung als wenig geglückten Alleingang betrachten.

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